Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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Zwölfter Tag.
Troß dem, daß das Regenwetter auh heute noch fortdauerte, konnte ih doch meinen Entſchluß nah Cattaro zurü>zukehren niht mehr ändern, und pa>te deshalb in der Morgenſtunde, theils die vom Kloſter herüber gebrachten Pflanzen, theils die übrige Bagage zuſammen, bis der von ſeinem Wohnorte Baiza erſchienene Spiro eintraf, um ſie auf den Rü>ken ſeiner beiden Maulthiere zu laden; denn zwei Maulthiere waren jebt um meiner Pflanzen willen nöthig geworden. Spiro hatte auch ſeinen Sohn zum Beiſtande mitgenommen und während derſelbe mit Petrarca ihn bei den Reiſezurüſtungen unterſtüßte, machte ih meine Abſchiedsbeſuche im Kloſter beim Archimandriten und in der erzbiſhöflihen Wohnung. Der Vladika entließ mich mit gewohnter Leutſeligkeit.
Im Gaſthofe angelangt, fand ich Alles in Bereitſchaft, und unſere kleine Caravane ſeßte ſich in Bewegung zur Rükehr nah Cattaro. Es regnete fortwährend und wir wurden in Kurzem durchnäßt. Der Weg in der graſigen Ebene von Cettigne war mit Waſſer überſtaut und erſt, als wir bei Baiza gegen das Gebirge aufſtiegen, wurde es beſſer. Auch der Regen hörte für einige Zeit auf. Statt des Regens ſtürmte von der Seite des adriatiſchen Meeres über das Gebirge ein deſlo heftigerer Wind daher, welcher ſowohl uns, als auh den Boden theilweiſe zu tro>nen begann. Die Wolken, die uns öfter ſo dicht umgaben, daß wir kaum die nahe vor uns ſchreitenden Maulthiere ſehen konnten, trieb er vor ſih her. So erreichten wir in einem ſih ſtürmiſch. wiederholenden Wechſel von Regen und Sonnenſchein die Höhe vor Nieguſchi, von der wir noh einmal einen Bli? in das hinter uns liegende Land hinabwarfen. Nachdem wir dort mit einigen Zügen Cyper Wein aus unſerer Feldflaſche uns erwärmt hatten, ging es weiter fort hinab nah der Ebene von Nieguſchi und dem Orte gleichen Namens.
Zu unſerer Freude klärte ſich dex Himmel, als wir daſelbſt in die Wohnung deſſelben Popen einkehrten, welcher auh auf der Hinreiſe nah Cettigne Herrn Hofrath von Tſcheffin und mich aufgenommen hatte, völlig auf, und wir ſeßten bei heiterem Sonnenſcheine unſeren Weg am nördlichen Abhange des