Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Fn Cattaro machte ih meine Abſchiedsbeſuche bei Herrn Hofrath Baron von Schaller, bei Herrn Hofrath von Tſchefkin, ider gleich nah mir von Cettigne zurü>gekehrt war), bei Herrn Kreishauptmann von Jvachich und einigen andern. Mein treuer Petrarca, ob er gleich ſein ſtädtiſches Trompeteramt wieder verwaltete, ging mir noh immer freundlih zur Hand.

Am eilften Juni Mittags gegen zwölf Uhr verkündeten drei einander abgemeſſen folgende Kanonenſchüſſe von der Feſtung das Erſcheinen des Trieſtiner Dampfſchiffes, des mir wohlbekannten Grafen Mitrowsfky, den ih, mit Petrarca ans Ufer geeilt, bald darauf begrüßte. Nachmittags wurde mein Gepäck an Bord: gebracht. Abends gab mir Petrarca, und mit ihm Midoleo, derſelbe, welcher bei meiner Ankunft in Cattaro zuerſt mich empfangen, das Geleite nah dem Ufer, welches ih mit bewegtem Herzen verließ. Bei düſterem Lampenſchein ſtieg ih an Bord des Dampfbootes, das in der Mitternacht ſich entfernen ſollte. Nachdem ih noh eine Weile in der Kajüte geruht hatte, betrat ih um halb zwölf Uhr das Verde>. Der Himmel war bezogen, und {warze Wolken hingen an den rings um uns einſchließenden Bergen. Nur ein matter Lichtſchimmer war über unſerem Felſenkeſſel ausgebreitet. Hin und wieder zu>te am weſtlihen Himmel ein Wetterleuchten. Das Dampfrohr erdröhnte immer heftiger, und aus ſeiner Oeffnung wehte der Sturmwind einen feurigen Schweif ſprühender Funken dur<h die Luft.

Die Mitternachtsſtunde ſchlug, die Anker wurden gelichtet, und das Räderwerk der Locomotive ſete ſich in Thätigkeit.

Unverwandt blickte ih nah Montenegros Bergen hinüber. Mit Anſtrengung ſuchten meine Augen ihre Kuppen, um noch einen lesten Eindru> mir einzuprägen. Einige Blitze erhellten ſie. Mitrowsky eilte immer ſchneller in die Nacht dahin, welche endlih ihren dunkeln Schleier undurchdringlih auch über Montenegros Felſen ausbreitete.