Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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erflärt, und eine fleine Promenade auf der Terraſſe *) vor der Thüre, bei hellem Mondenſcheine in der reinſten Frühlingsluft unternommen, wobei es mannigfache gegenſeitige Unterhaltung gab, beſonders wir aber über die morgen zu unternehmende Excurſion beriethen. Todtenſtille herrſchte rings um uns her. Die Kuppen der grauen Kalkberge warfen den matten Schein des Mondes froſtig uns entgegen und im Thale. vor uns ſchwebten die Schatten der vom Winde getriebenen Wolken Über die Wohnungen, Felder und Geſträuche. Ganz eigne Empfindungen bewegten mich neben meinem Eremiten ähnlichen Wirthe, deſſen wohlgemeinte Rathſchlägeè mir Petrarca deutete. Endlich begaben wir uns in die Wohnung zurü>, in der ſich eine lebhafte Debatte über die Schlafſtellen erhob. Mit Bitten und mit Gewalt wurde ih gezwungen des alten Popen Bett zu theilen, tvelhes breit genug war, mi<h und ihn zu faſſen, über den ih nun auh meinen Mantel ausbreitete. Petrarca, Spiro und der Knabe umlagerten an drei Seiten das Wachtfeuer, welches die ganze Nacht fortglimmte.

Einige Stunden der größten Müdigkeit mochte ih geruht haben, als i<h wieder erwachte. Jn des treuherzigen Popen Bette paßte ih um wenigſtens ſehs Zoll ſchon an und für ſich nicht hinein und nun wollten mich andere prädominirende Jnhaber noch vollends hinausbeißen. Bei verſchloſſener Thüre fiel Rauch und die Hitze immer \{<werer,; ſo daß auch das beſte Beiſpiel meiner ſ{hnarhenden Gefährten mih niht zum Schlafe bringen konnte, den ih unter ſolchen Umſtänden in Montenegro lernen mußte. Wäre ih aufgeſtanden, ſo hätte ih ohne größeres Feuer, wodurch ih alle meine Kameraden în Folge des Rauhes erwe>t hätte, doh nichts ſehen können, und ſo harrete ih geduldig der erſehnten Stunde entgegen, bis mein lieber Wirth, der Üüberdieß ſi<h no<h unkteweglih vor mich gelagert hatte, aufſtehen würde.

#) Die Wohnung Marovichs lag nämlih am Abhange der weſtlichen Berge, die den Fuß des Troiza umkränzen. Die öſtliche Fronte des Hauſes war gegen das ticfe Thal gerichtet, in welchem ih der größte Theil von Utergk ausbreitete.