Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen
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wohlhabend, ſo wohnt ſie in der maſſiv aus Stein ge« ? bauten turmartigen, meiſt zwei Stockwerke hohen „Kula“. |
Eine ſol<he Kula enthält im Erdgeſchoß gewöhnlih die
Räumlichkeiten, in denen ſih die Schlafräume der Frauen und Kinder der Familie befinden, wenn für dieſelben
niht ein eigenes Nebengebäude reſerviert iſt. Der Ein= gang iſt meiſt mehrere Meter vom Erdboden angebracht; | eine kleinere Stiege oder auh nur eine Leiter, die man |
heraufziehen und dadur< jeden Zugang abſchneiden kann, führt zu einer ſ<hmalen und niedrigen Tür hinauf. Jm oberen Sto>werke unterſcheidet man einen Vorraum, in dem gewöhnli<h in großen, oft zierlih geſ<hnißien Truhen der Beſiß der Familie an Kleidungsſtücken, Wäſche und
Waffen aufbewahrt wird. Auch die eigentliche Kochſtelle |
befindet ſi<h hier; hier ſißen und arbeiten die Frauen | faſt das ganze Jahr hindurh, ſoweit ſie niht mit der i
Feldarbeit beſchäftigt ſind. Durh dieſen Vorraum gelangt
LINA D TITER
man in die für die Männer und für die GCüſte beſtimmte :
große Halle, welhe zu zwei Drittel den ganzen Flächen- | inhalt der meiſt in quadratiſhem oder langre<te>igem |
Grundriß gebauten Kula einnimmt. Das ſpärliche Tages- / liht erhalten ſowohl Vorraum als Halle durh Schieß= ſarten, welche eine ausgiebige Verteidigung des Hauſes nah allen Seiten hin ermöglichen. Fenſter oder ſonſtige
Deffnungen außer den Schießſcharten gibt es niht; im Erdgeſchoß fehlen ſogar die Schießſcharten. Zur Erhöhung der Verteidigungsfähigkeit war die Kula unſeres Hausherrn no< an drei Seiten mit „erkerariigen Türmchen verſehen, welche eine Beſtreichung aller Fronten des ganz frei auf dem Bergplateau ſtehenden Hauſes dur<h wohlgezieltes Gewehrfeuer ermöglichten. Daß! eines dieſer E>türmhen dur<h eine im Fußboden angebrahte \chießſhartenähnliche Deffnung zu jenem Orte ausgeſtallet war, den der würdige Pfarrherr von Kukli in ſeinem Pfarrhauſe mit einem ſelbſtgefertigten Waſſerſpülapparat ver19 *