Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen, str. 212
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Die Blutrache.
Der Abſtieg îns Tal von Flethi. — Hn friſcher Quelle. — Das Dorf Flethi. — Kol Nikaj, der Dſchakſur. — Warum Kol Nikaj dreí Männer erſchoß. — Diíe Blutrache íîſt eíne heilige Lnſtitution. — Unerbîittliche Verfolgung des Mörders. — Däufíge Huswanderung des Verfolgten. Huf Lebenszeït în der Kula belagert. — Gaſtfreundſchaft ſuspendiert díe Blutrache. — Frauen als Rächerínnen, — Díe Kirche bier machtlos. — Statiſtik der gewaltſamen Todesurſachen. — 42 Prozent aller Toten erſchoſſen. — Und doch: Die Blutrache eîne Wohltat. — Der Blutpreïs. — Loskauf von der Blutrache. — Blutsbruderſchaft. Der „Kompar“ (Gevatter). — Zeremonie des erſten Baarſchnîttes, Der Pertſchen. — Ein „ſtarkes Haus“. — Solenne Schiíeßereï în Flethiï. — „Mein freund, der Mörder“.
Nach kurzer Raſt auf der Paßhöhe ſtiegen wir hinab
} ins Tal von Fleth i. Der Pfad führte hier oft an j fol<h ſchauerlihen Abhängen vorbei, daß man ihn nur mit gänzli<h ſ{hwindelfreien Perſonen dbeichreiten kann.
Auf dieſen Abſtieg paßt ſo re<ht, was Glüct in den
Abhandlungen der bayeriſhen Akademie der Wiſſen=
ſchaften von albaneſiſhen Bergwanderungen ſchrieb: „Das
Geſtein, ein Jaspisgerölle, iſt ſehr mürbe und der Weg
an manchen Stellen vom Regen heruntergewajſchen. Jn8=
beſondere wird mir das Ueberſchreiten einer nacten
- Wand in ſ{hwindelnder Höhe unvergeßlih bleiben. An ein paar Stellen machte ih wirkli< die Augen zu“ bis“
ſie paſſiert waren, da ih mix niht vorſtellen fkountie, wie
das mögli ſei. Es hätte in der Tat ſchon ein ſ{<windel=
freier Bergſteiger dazu gehört, um ſie zu Fuß zu paſſieren.“
! Es iſt Tatſache: man kann fh bei uns unmöglih vor= ſtellen, wie ſchauerlich oft ſtundenlang die Paſſagen waren,