Albanien und die Albanesen : Landschafts- und Charakterbilder : mit vielen Abbildungen
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zu entfliehen und für den Toten den Blu tz preis zu bezahlen. Jſt dies geſchehen, ſo kann - der Flüchtling wieder zurü>fehren und ſein Zelt neben den Zelt des Rächers gufſtellen; denn der Gerechtigkeit iſt genuggeian. Die Furcht vor der Blutrache iſt ſo groß, daß es unter den Argbern nur ſehr_ſelten--zu Raufereien fommi und daß ſelbſt Räuber und Diebe dem Blutver© gießen womöglich ausweicen.“
i Was hier Dr. Muſil von den Arabern ſagt, gilt * Wort für Wort auch bei den Albaneſen ! Aus vorſtehender zuſammenfaſſender Darſtellung dürfte ſh das zur Genüge ergeben. Beſonders dann, wenn man die Blut= cahe m<t aus dem Gefüge des ganzen „Geſetzes der Berge“ herausreißt, ſondern ihre Vorſc{riften im HZuſammenhang mit den anderen Geſeßesbeſtimmungen des Lek Dukadſchin betrachtet.
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Daß der Albaneſe au< einen Blutptreis fennt, habe i< zwar ſhon wiederholt furz angedeutet, aber esdürſte doh von Jntereſſe ſein, genau die Umſtände zu beſchreiben, unter denen der Loskauf von einer Blutrache in Albanien vollzogen wird. Hahn ſchildert in ſeinen „Albaneſiſhen Studien“ dieſe Gebräuche ſehr anſhauli<h wie folgt:
Hat der Mörder, je na<h der Macht der beleidigten Familie, oder den den Mord begleitenden Umſtänden längere oder fürzere Zeit das Land gemieden, und ſcheinen die Umſtände günſtig zu ſein, ſo beginnen deſſen Verwandie mit den feindlihen Familienmitgliedern Unterhandlungen anzuknüpfen, und ſuchen gewöhnlich zuerſt die entfernteren, und durh dieſe die näheren Ver= wandten des Ermordeten zu gewinnen. Solche Unterhandlungen ziehen ſi<h oft Jahre lang hin; ſind ſie aber glüdlid beendigt, ſo wird zur Verſöhnungszeremonie gez