Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

238 Jeruſalem einſt und jebt.

Silber beſchlagenes Portal führte zunächſt in den „Weiber= vorhof“, aus dem man in den ziveigetheilten „Vorhof Fſrael3“ und den „Hof der Prieſter“, innerhalb deſſen dann der eigentliche Tempel lag, gelangte. Das Material des Tempels war ausſ{<ließlih weißer Marmor mit reicher Vergoldung, er ſelbſt zerfiel in die Vorhalle, in das Heilige, übex deſſen Cingang als Wahrzeichen der Stadt eine ungeheure goldene Weinrebe mit Trauben von Menſchen= größe hing, und in das Aller heiligſte; der leßtere Raum war ganz leer und duxrſte nur von dem Hohen=prieſter und ſelbſt von dieſem jährlich nux einmal, am Tage des Verſöhnungsfeſles, betreten werden.

Aber die Bauluſt des Herodes fand in der Aufrichtung der jedenfalls großartigen Tempelanlagen noh feine ge= nügende Befriedigung. Ex baute fich ſelbſt und ſeinen nächſten Verwandten in den verſchiedenen Stadttheilen Paläſte, und beſonders ſein Schloß auf Zion muß ſowohl der äußeren Anlage wie der inneren Ausſtattung nach vont großer Pracht geweſen ſein.

Jhm eiferten die Reichen der Stadt nah: Es entſtand ein Theater und eine Rennbahn, Gymnaſien und Bäder; die Gärten ſ{<mü>&ten ſi<h mit Terraſſen und Fontänen, mit Statuen und Kolonnaden im Styl“ der römiſchen Bauten. So erhielt Jeruſalem zu jener Zeit mehr und mehr das Anſehen einer römiſchen Stadt, in dex ſi aber orientaliſche Züge mit den ſtrengeren Formen des Occidents * ſtarf vermiſcht hatten. Hauptſprache des Landes war das Aramäiſche, ein Dialett des Hebräiſchen, daneben aber tönten zahlreiche griechiſ<he und lateiniſche Laute bunt