Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

200 Der Spiegel dex Seele.-

Die Augen der Jtaliener und namentlich jene der Spanier ſind hochberühmt dur< ihre ÜUaſſiſ<he und ovale Form. Einer ganz beſonderen Verehrung erfreute ſich das länglich geſtaltete Auge bei den Jndern und den alten Egyptern; die zahlloſen Bildwerke, welche wir auf den egyptiſchen Bauten antreffen, zeigen alle die längliche Geſtalt des Auges in au2geprägteſter Weiſe. Daſſelbe gilt von den aſſyriſchen Bildwerken, an welchen das Auge oft ſo in die Länge gezogen iſt, daß es bis dicht an das Ohr heranreicht. Soll das ovale Auge unſeren äſthetiſ<hen Anſprüchen vollſtändig genügen, ſo darf der äußere Augenwinkel niht merkli<h höher ſtehen, als der innere. Sowie nämli<h der äußere Winkel höher rüdt, als der innere, ſo nimmt das Auge eine Form an, welche un=ſerem Schönheitêgefühle geradezu widerſpricht. Wegen ſol<? langgeſchlibtèr und ſchiefgeſtellter Augen haben auh die Tataren, Kalmüc>ten und Chineſen einen uns ſo bez fremdenden Geſichtstypus. Schon Ariſtoteles bezeichnet dieſe Form des Auges als ſicheres Kennzeichen eines hinter= liſtigen Gemüthes.

Für die Form des Auges ſind wie geſagt die Augenbrauen von größter Bedeutung, da durch dieſelben die ganze Augenparthie in ausgeſprochener Weiſe markirt wird. „Die Augenbrauen,“ ſagt Buffon, „ſind der Schatten in einem Gemälde, der die Farben und Züge hebt.“ Wohl= geformte Augenbrauen ſind zur Schönheit des Auges un= umgängli<h nothwendig; ſie follen ſchmal gezogen, lang, dicht, ebenmäßig gerundet ſein. Starkbuſchige Brauen verleihen dem Auge ſtets einen finſteren Ausdru>; die