Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

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156 Sommerblumen.

__ Weiſe vorſpräch, daß ſein Patient, deſſen Stimmung ſonſt eine ſelbſtzufriedene, behagliche wax, ſi< unmuthig und reiz= bar zeigte.

„Wenn Sie ein Frauenzimmer wären, Bredemann, würde ih ſagen: „Verehrteſte, Sie ſind nervös.“ Aber warum ſollte das lihtſheue Stubenſfißen bei Jhnen niht au< dergleichen zu Wege bringen? Allons, alter Freund, neh= men Sie meinen Arm, ich führe Sie hinaus und Sie fahren in FJhrem Rollſtuhl einmal dur< den Garten. Mit Schirm und blauer Brille verſehen, kann das Jhren Augen nichts ſchaden.“

Der Alte war's gern. zufrieden und ſaß glei<h darauf in ſeinem leihten Korbfahxſtuhl. Dex Arzt ſah ſi<h nah einem der Gärtnerbuxſchen um, dex ſonſt den Stuhl ſchob, heute winkte der Patient aber ſeiner Frau und ſagte: „Komm, Mutter, Du haſt no< geſunde Kräfte, und ih mag voi Niemandem lieber einen Dienſt, als von Dir. Wix beiden Alten müſſen uns aushelfen und treu zuſammenhalten. Fahr? mich den Gaxten hinunter, ih möchte ‘mal nah dem neuen Stü, und- der Herr Medicinalrath, der heute niht eilig iſt, will uns begleiten.“

Rüſtig und mit freundlichen Worten trat die Frau hinter den Stuhl ihres Mannes und fuhr denſelben langſam, mit beiden Männern plaudernd, den Mittelweg hinab, an dein zu beiden Seiten die herrlichſten hochſtämmigen Roſen blühten.

Bredemann heîiterte ſich bei dem Anbli> feines Beſiß= thums ft<tlih auf. Er erzählte den Medicinalrath zum wie vielten Male blieb dieſem ungewiß — daß ev vor dreißig Jahren vom Vater das Haus mit einem kleinen