Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Herr Ulrich v. Lichtenſtein.

Lebensbild aus der Beit des Ritterthums. Von Ernſt Hellmuth. (Nachdru> verboten.)

Beim Meiſtér Bader in Gräz hatte ſich ein junger Ritter8smann eingefunden, der nichls weniger verlangte, als eine Operation ſeiner doppelwulſtigen Unterlippe, die ſein Geſicht arg entſtellte. Der Bader hielt den Schnitt zwar für gefährlih, vollzog ihn jedo< auf beſtimmten Befehl des Jünglings, ohne daß dieſer nur zu>te. An ſe<s Wochen mußte er wegen der Wunde darniederliegen ; aber ſein Herz war fröhlih, daß ſein Mund nun niht mehr fo häßlich erſchien. Hatte ex do<h aus Minnedienſt zu einer ſ{<önen hohen Frau, die Anſtoß an ſeiner mißgeſtalteten Lippe genommen, dieſes Opfer gebracht, und er würde ſih auch ſelbſt ſeine re<hte Hand haben abhauen laſſen, wenn ſie ihr mißfallen hätte. Alſo ließ er ihr dur< einen Boten melden, indem ex zugleich ein Lied mitſchi>te, in dem er ihre engelgleihe Schönheit pries und die Bitte auêëſprach, ſich ihrem ſteten Dienſte weihen zu dürfen.

Es wax Herr Ulrich v. Lichtenſtein aus Steiermark, der ſo heiße Minne hoffnungsarm für die vornehme Dame