Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Roman von Adolph Stre>fuß. 27
hatte, eine Lüge geweſen war. Tief erſchüttert wendete er ſi von ihr. :
Er mußte allein ſein; jeht konnte ex ihr niht antz worten auf ihre Shmähungen, der Unwille über ihre Falſch= heit würde ihn überwältigt und fortgeriſſen haben zu Wor= ten, die ſeiner nicht würdig geweſen wären. Ex verließ ſie, das höhniſche Lachen, welches ſie ausſtieß, als er forteilte, tönte no< lange widerwärtig, gellend, ſ<hneidend in ſein Ohr, als ex ſchon weit von Linau ziellos umherritt.
Seine Gedanken und Gefühle flutheten während des ſangen einſamen Rittes wirr durcheinander; ev mühte ſich vergeblich, flar darüber zu werden, wie er die Zukunft ge= ſtalten follte. Durch einen tiefen, nie zu heilenden Schnitt war die Vergangenheit von der Gegenwart und Zukunft getrennt, alle die Fäden waren zerriſſen, welche ihn bisher mit dem Leben verbunden hatten, die Liebe zu Bertha glaubte er au8getilgt aus ſeinem Herzen, Bertha hatte ſich von ihm geſchieden für alle Zeit! Und doh war ſie ſeine Gattin, mit ihm verbunden dur<h das Band der Che; war auh ſein Herz von ihr gelöst für immer, das Band der Ehe blieb doch beſtehen als eine ſhwer drückende Feſſel.
Erſt als ſein müdes Pferd nach einem Stunden langen angeſtrengten Ritt kaum mehr vorwärts konnte, kehrte ex gegen Abend nach Linau zurü>. Klara erwartete ihn, ſie hatte wohl ſchon lange na ihm ausgeſchaut; als ex vom Pferde geſtiegen war, flog ſie an ſeinen Hals, ſie küßte ihn zärtlich, dann ſchaute ſie ihn mit dem Ausdru> inniger Beſorgniß an.