Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.
Roman von Adolph Strecfuß. MO
ſeine Wirthſchaft mit derſelben Umſicht und Thätigkeit, wie früher, aber eine Freude hatte er niht mehr am rüſtigen Schaſſen, und jede Stunde, welche er der Arbeit abmüßigen tonnte, verbrachte er träumend in der Herrenlaube. Klara gab ſi die größte Mühe, ihn zu erheitern, aber es ge= lang ihr nicht; ſie lebte nux für ihn, jeden Wunſch ſuchte ſie ihm aus den Augen abzuleſen, fie plauderte, au<h wenn ihr ſelbſt das Herz no< fo ſ<hwer wax, heiter mit ihm während der Mahlzeiten, der einzigen Zeit, während welcher ſie ihn ſah, aber wie liebenswürdig, wie zärtlih hin= gebend ſie au< gegen ihn war, ſie vermochte doh die Wolken eines düſteren Trübſinnes, die auf ſeiner Stirne ſagen, niht zu verſcheuchen. Er war gegen ſie ſo freund-= lich, ſo liebevoll, wie er ſtets geweſen war, aber hartnätig ividerſtand er dem Einfluß, welchen ſie auf ihn auszuüben beſtrebt war. Sie bat ihn oft dringend, die troſtloſe Ein= ſamkeit, in welcher ex lebte, aufzugeben, aber er antwortete ihr nux dur ein trauriges Kopfſchütteln. Ex hatte jeden Umgang mit den Nachbarn abgebrochen, ex machte weder Beſuche, no< nahm -er ſolche an, ſobald eine Equipage über den Hof fuhr und vor der Thüre des Herrenhauſes hielt, zog er ſi zurü>; Klara mußte die Beſuche empfan= gen, er ſelbſt ließ ſi<h niht ſehen.
Selbſt mit denen, die am meiſten gewünſcht hätten, ihn auszuſöhnen mit feinem trauxigen Schicfſal, mit Egon v. Ernau und ſeiner reizenden Gattin, machte ex feine Aus= nahme.
Egon's exſter Beſuch galt, als ex von ſeiner Reiſe zurückfehrte, dem unglüclichen Freunde, aber ex traf dieſen nicht,
Bibliothek, Jahrg. 1884. Bd. VIT, 9