Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

126 i: Dex Condéex.

Es wax Hochfommerszeit; ein Heißer Tag ging zur Neige und leiſe zog ſich ſchon die Dämmerung über den See. Toni ſaß mit einex Näharbeit am Fenſter des Wohnzimmers zu ebener Erde, zu ihren Füßen ſpielte ihr Kind.

Da fah fie vom Ufer quer dux den Ater einen Mann heraufſteigen, und wie ihr dies ſchon auffiel, fo no< viel mehr, als der Fremde ſich au< dur< das Gärtchen be= wegte und auf das Haus zukam. Ungewöhnlich war es zwar niht, daß fremde Leute ſi<h auf dem Hofe Horak's einfanden, um mit ihm in Geſchäften wegen Vieh oder Feldfrucht zu verkehren. Aber zu ſo ſpäter Tageszeit war es ungewöhnli<h, und da vom See kein öffentlicher Weg herauf führte, ſo machte es ihr den Beſuch befremdend, daß ex ſi< von dort hex einſtellte. Zudem ſah der Mann nicht wie ein Bauer der Gegend aus, ſondern cher wie ein Strolch oder Bettler.

Doch da er in's Haus trat, entſchloß ſie ſih, ihm entz gegen zu gehen und nach ſeinem Begehr zu fragen. Auf dem Flux redete ſie ihn deshalb an. Er zog mit einer Demüthigkeit, die ihr höhniſch vorfam, feine ſ{<hmußzige Müßbße und exklärte, den Herrn des Hauſes ſprechen zu wollen. Jett ſtußte die junge Frau, weil ihr dieſe Per= ſon ſchon einmal begegnet war. Jm Augenbli> wußte ſie nicht, wo; aber ſie entſann ſi, daß ihr dieſe Begegnung ſchon einmal unheimli< geweſen, dieſer lange Geſell mit dem fuchsrothen Baut, den lauernden Augen, der er= heuchelten Höflichkeit, bereits früher ihr auffällig in den Weg gerathen war.