Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von Alfred Stelzner. 219
Nach den neueſten EntdeXungen über die Giftigkeit des menſ<li<en Speichels kann nun dieſer Fehler in dem Experimente des Galenus nur darin gelegen haben, daß die Séforpione, welche ex im menſ<hli<hen Speichel ſo ſ{<hnell hinſterben ſah, verwundet geweſen waren; denn es iſt feſt= geſtellt, daß der menſchliche Speichel wie das Schlangengiſt ein Wundgift iſt, und als ſolches vom Magen aus ſo gut wie unwirkſam bleibt.
Der in lebter Zeit wegen ſeiner Tollwuth=Jmpfungen an Thieren und Menſchen ſo viel genannte Pariſer Profeſſor Pa ſteur ſtellte dur<h umfaſſende Verſuche außer allen Zweifel, daß der Speichel des Menſchen ſowohl wie der Hunde, Kaninchen und wohl allex Thiere, wenn in den Blutumlauf fleinerer Thiere eingeführt, ganz ähnliche Wirkungen ausübt, wie Schlangengift, und daß — wie die Alten längſt gewußt — die Giſtigkeit des Speichels nüchtern oder früh morgens erhebli<h größer iſ, als im Laufe des Tages, nachdem ſich die Speicheldrüſen öfters entleert haben, womit auch die befannte Thatſache übereinſtimmt, daß Bißwunden von Hunden oder Kahen — je nach der Beſchaffenheit des Speichels alſo — man<hmal leichter, niht ſelten aber au< ſehr ſ<hwer heilen.
Ím Laufe der lebtverfloſſenen Jahre hat nun der Phyſio= ſoge Gautier der Pariſer mediciniſchen Akademie Verſuche vorgelegt, die des alten Aelian Meinung über die Giſftigfeit des Menſchen in faſt unheimlichem Maße beſtätigen. Der Forſcher experimentirte mit etwa je einein Loth menſch= lichen Speichels, den ex verdünnte, dur Filtriren von allen untveſentlichen Beimiſchungen reinigte, ſodann eine Weile