Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Kriminal-Novelle von B. v. Wolfshofer. 147

meine eigene Erfindung, von mix heraufbeſhworen, um Ellen's Schuld nicht aufkommen zu laſſen. Und ih ſ{hwöre Jhnen, daß dies keinestvegs der Fall iſt! Jener Schatten, ex exiſtirte. So oft ih der That gedenke, taucht er vor mix auf. Troß des einen kurzen Momentes, da ih ihn geſehen, ſteht ex voll in ſeinen Umriſſen vox meinem gei= ſtigen Auge. Jh könnte ihn zeihnen, wenn es überhaupt möglich wäre, einem Schatten ein charakteriſtiſches Gepräge zu verleihen!“

Edward Poë erhob ſih. „J<h muß nun aufbrechen, Mrs. Argyle. Meine Geſchäfte rufen mi<h na< London. Mit Jhrer gütigen Exrlaubniß werde ih bald wieder in Aberdeenhouſe vorſprechen und hoffentlich alsdann Gelegen= heit haben, der Ueberbringer einex Nachricht zu ſein, welche Sie kaum mehr erfreuen könnte, als mi ſelbſt.“ —

Wenige Augenbli>e darauf hatte Edward Poë die Abtei im Rüden. Ein leichtes Gefährt trug ihn bis zu dex nächſten Station des Bahnſtranges, welcher dieſe Landz ſchaft mit London verbindet.

Unwillkürlih mußte der junge Advokat des Tages ge= denken, wo ex ſchon einmal dieſen Weg zurücgelegt. Nux daß damals eine dichte, glißernde und flimmernde Schnee= dede über die Erde gebreitet war, während heute überall her die Gaben des Sommers ihn begrüßten, reifendes Obſt an den Zweigen der Bäume, welche dieſem Landweg behaglichen Schatten verliehen, und wogende Aehrenfelder, welche ihn hüben und drüben wie unabſehbare Meere ein= ſäumten.

Es wax noh niht einmal lange her, daß er zuerſt eben