Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Von Gottfried Pfeuffer. 225

bett niht da, ſo ſehte man ſi<h auf den vor dem Bette ausgebreiteten Teppich.

Das Schlafbett, auf welchem man auch ni<t ſelten bei Tage ſaß, wurde von einem meiſt ſehr hohen Bett= geſtell umfaßt, welches auf ſtarken, künſtlich gedrehten und mit bunten Farben, oft gar mit Gold und Silber ver= zierten Stollen oder Füßen ſtand. Das Nückenbrett des Geſtelles war meiſtens fo hoch, daß ſi die Hauptmatraße oder der geſteppte und gepolſterte Kulter in einem mäßig ſtumpfen Winkel daran lehnte, ſo daß der darauf Ruhende mehr zu ſiben als zu liegen ſchien. Die Seitenbretter oder Seitenleiſten der Bettgeſtelle waren nicht ho<h und ließen das Meiſte der darin liegenden „Bettwat“ überſehen. Dieſe Seitenbretter bede>te oft ein buntes Laken oder ein reich verzierter Teppich, welcher nux die in ſ{hönen Schnörkeln oder fabelhaften Thierformen ausgedrechſelten Stollen ſehen ließ. Vorhänge, wie ſie bei den erſt im ſpäteren Mittel= alter entſtandenen und bis in unſere Zeit hineinragenden Himmelbetten übli<h waren, ſcheinen an den älteren Bett= geſtellen nicht befeſtigt geweſen zu ſein.

In der Folgezeit treffen wir auf Abbildungen von Bettgeſtellen, welche weniger verziert, aber no<h immer ſehr maſſiv ſind. Die Stollen“ werden kleinex und die Seitenbretter größer, ſo daß ein kaſtenartiges Bettgeſtell oder eine „Bettlade“ entſteht. Das hohe Rütenbrett dieſer Betiladen trägt ein ebenfalls maſſiv gearbeitetes hölzernes Dach, welches weiter keine Stühen hat und von welchem die jeßt häufigeren Bettvorßänge herabhängen. Das De>= bett, welches im ganzen Mittelalter kein ſchweres Feder-

Bibliothek, Jahrg. 1886. Bd. Il. 15