Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 105

länger mächtig, vom Schreibtiſh aufſpxang und wie ein Zrunkener durch die Stube ſhwankte. Sein ganzes Denken und Fühlen kämpfte den großen entſcheidenden Kampf zwiſchen Wollen und Können mit elementarer Gewalt; da ſank jede Selbſttäuſhung, jede laue Halbheit zerſplittert zu Boden und ſonnenklar zeigte ſich die Bedeutung jener Fragen, um derentwillen er Dreyſing oftmals zu haſſen geglaubt. Dieſer hatte weiter geſehen, als er, und Jrmengard vor fnabenhafter Begehrlichkeit, Enttäuſchung und Schande ſhüßen wollen.

Der Graf preßte ſeine Hand mit ſ{<merzhaftem Dru gegen die Stirn. Wo waren ſie denn geblieben jene heißen Wonneſchauer, die ihn ſeiner erſten Liebe abtrünnig gemacht ? Jenes ritterliche Drängen, die entflohene Gattin durch ſeine Liebe für ihren Treubruch zu entſchädigen? Fort, zerſtoben, alles romantiſchen Schimmers beraubt! Mitleid, Schuld= bewußtſein, Sinnesgluth und endlih Pflichtgefühl hießen die Motive, die ihn zu Jrma’s Füßen getrieben und die Kataſtrophe der lebten Stunden herbeigeführt hatten.

Was ihm damals ſo heilig, ſo zweifellos erſchien, ſein Eingreifen in einen fremden Chebund, ließ die Alles ZEr= ſehende Crfenntniß dieſer Nacht ihm als unedel, willkürlich und verbrecheriſh erkennen. Und wie das Fundament in ſich zuſammenſank, ſtürzten alle Folgerungen mit zu Bo= den. Frmengard jeht aufgeben, hieß der leßte Frevel, deſſen er ſi< no< ſ<huldig machen konnte.

Er ſtöhnte auf in Seelenqual. So nahe dem Ziel ſeiner erſten reinen Wünſche und für immer verbannt! Hatte Gaëtannina nicht Jahre hindur< in einſamer Zelle