Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. 107
„In herzlichem Frieden, Hans!“ wiederholte ſie innig. „Und hoffen wir auf ein glü>liches Wieder= PA
Vier Tage ſpäter verließ Suſanne unter heißen Thränen die gewohnten Räume, bitteren Groll gegen Tante Käthe's Machtſpruch im Herzen tragend.
Der Juſtizrath hatte mit Jrmengard ſchon am Tage zuvor die Reſidenz verlaſſen, theils um dem Gerücht Wahrſceinlifeit zu verleihen, daß er fortan für ihre Pilege Sorge tragen werde, theils auh um Lante Käthe die Begleitung ihres Neffen na<h dem Bahnhofe zu ermög? ſichen, was ſi Lebterer in keinem Falle würde haben nehmen laſſen.
Erſt mehrere Stationen von der Reſidenz entfernt trat Dreyſing ſein Beſchüßeramt an die einzige Frau ab, welche er dieſer Aufgabe für würdig erachtete. Jn dem Augen= bli>, wo ſie ſeinen Pla neben Jrmengard im Coupé einnahm, ſelbſt bleich und bekümmert von dem kaum über= ſtandenen Abſchied, erſchien ſie ihm wie die pexrſoniſizirte freundlih waltende Vorſehung, und er drüd>te, obſchon die junge Frau weder Theilnahme no< Widerwillen zeigte, ermuthigend Jrmengard's Hände und flüſterte ihr die Zu= ſicherung einer ſchöneren Zukunft in's Ohx.
„Wann darf ich Nachricht exwarten?“ fragte ex, als zum zweiten Male geläutet ward.
„Gar nicht vorläufig, lieber Dreyſing ,“ erwiederte Tante Käthe leiſe. „Fragen Sie in einem halben Jahre, in einem ganzen vielleicht wieder an. Zuerſt muß ih meine Angelegenheiten im Stift ordnen, bevor wir an