Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
Roman von Georg Hartwig. _55
Dreyſing das Feſt verlaſſen, demſelben Ziel zugeeilt. Froh, der nagenden Einſamkeit daheim fo viel als mögli<h ent= hoben zu werden, gab ſie ſih redli<h Mühe, dieſer fortz laufenden Kette rauſchender Vergnügungen Geſ<ma> ab= zugewinnen. Aber bis in die Stille der Nächte hinein wollte die Betäubung nicht vorhalten, und in das Jubi= liren allex Triumphe gellten fort und fort jene mißtönigen Ziſchlaute, mit welchen man ihren Glauben an eine von der Perſönlichfeit und deren Verhalten unabhängige Kunſt und Gerechtigkeit untergraben hatte. Frau v. Paſſevini hatte recht geſeßen, daß au<h nicht ein Musfkel in Jrmen=gard’s Antliß Freude über die ihr bereitete glänzende Ge= nugthuung ausgedrüctt; man hätte ſie ſtumm empfangen fönnen, es würde ihr gleih geweſen ſein. Dieſe erſte bitz tere Erfahrung hatte wie in allen glei<h beanlagten See= len das reine Feuer der Begeiſterung gelöſcht, ein Faftum, welches feine Blumenregen; feine Lobgeſänge, keine Lor= beerfronen ungeſehen machen fonnten. :
Auch jebt, wo Jrmengard eine neue Huldigung zu x= warnten hatte, lehnte ſie nachdenkli<h in den Kiſſen des Wagens. Der Jahrestag ihrex Flucht vom häuslichen und ehelichen Herd näherte ſi ſeiner dritten Wiederkehr. Und vas lag dazwiſchen? Wo weilte ex jeßt, den ſie damals jo ſchwer getränkt ?
Dex Wagen hielt.
Garda Menari ſtieg aus. Als ſie no< an der Schwelle des Garderobenzimmers ſtand, eilte Herr v. Exleben ihr ſchon entgegen. Ex hatte ſeine Anordnungen fo getroffen, daß die Primadonna vom Eintritt in ſein Haus an ſich