Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
62 Der Talisman des Weibes.
„Sollte Jhnen dex Name v. Paſſevini ſo ganz un= befannt ſein, meine Liebe?“ fragte die Baronin neugierig.
Die junge Frau zu>te zuſammen, dann ſchaute ſie prüfend auf und es ſcien, als wollte ſie die Hand der “ Legationsräthin von ſi ſtoßen. „Mein Schi>fſal, mein Schi&ſal!“ murmelte fie bitter. „Keine Demüthigung wird “mix erſpart! Haſſen ſollte ih dieſe Familie, und ſie zwingt mir Dank ab!“ Dann mit nervöſer Haſt die Ba= ronin zu ſi niederziehend, ſagte ſie leiſe: „Sie waren auh unter denen, die an meine Sixenenkünſte glaubten, aber um dieſer Stunde willen ſei es Jhnen verziehen. Sagen Sie Jhrer Nichte Gaëtannina di Caſſero, daß ih ihr nichts geraubt habe, daß nur ein knabenhafter Jrrthum ihren Geliebten zu mir geführt und daß ich ſie fret= ſpreche von jedem Vorwurf gegen mein ſpäteres Geſchi> ſie und Botho Freiberg.“
„Alſo — ?“ warf die Legationsräthin ein, unſchlüſſig, ob ſie Zorn oder Mitleid fühlen follte.
„Nichts weiter!“ ſagte Jrmengard ablehuend. „Möge es ihr und ihm wohlergehen, das ſei mein Dank! Und damit Herr v. Cxleben ſich niht länger beunruhige, ſagen Sie ihm, Frau Baronin, ich ſei bereits in meine Woh= nung zurü>gekehrt. E8 wird ſogleich geſchehen.“
„Wie Sie wünſchen, meine Liebe, wie Sie wünſchen !“ nite Frau v. Paſſevini ſehr herabgeſtimmt und halb ver= legen. „Nochmals gute Beſſerung !“ Froh, weiteren Auê= einanderſeßungen entronnen zu ſein, verließ ſie das kleine Kabinet.
Als Jrmengard allein wax, fiel der mühſam aufre<t