Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
82 Dex Talisman des Weibes.
dieſem Augenbli> faſt den Präſidenten, welcher ſoeben vorüberſchreitend ſeinem Bedauern über die Indispoſition der Diva lebhaften Ausdru> gab. Wäre Dreyſing jebt in der Nähe geweſen, Meiſchi> würde eine gewiſſe Anti= pathie aus Sittlinger Zeiten her überwunden und dem Freunde Jrmengard?s die Sorge um ihr Heil an's Herz gelegt haben.
Soweit hatte er ſih von ſeinen Empfindungen fort= reißen laſſen, aber niht weiter. Mit aller Willenskraſt ſchüttelte ex die fremden quälenden Befürchtungen ab, vor Allem die ſentimentale Schwäche, für Jrmengard's zu= fiünftige Handlungen Jemand Anderes verantwortlih zu machen, als ſie allein. Fand ſie in dem Bewußtſein ihrer Tugend keinen Lohn, ſo gab es keinen Grund, ſie um den Verluſt derſelben zu bemitleiden, denn die Sorge, welche er jekt darum getragen, war ſchon ein allzu hoher Tribut geweſen, jenen Banden dargebracht , die Jrmengard ſelbſt ſchnöde durchriſſen. Meiſchi> richtete ſich auf., Hätte er in einen Spiegel geſehen, würde ex vor der ſteinernen Bläſſe ſeiner Züge erſchro>ten ſein, ſo aber fühlie ex nur die innere Unfähigkeit, Margarethe harmlos gegenüber zu treten, ihr, welche ſeiner höchſten Sorgfalt und Rückſicht anvertraut war.
Der Menſchenſtrom um ihn her exgoß ſih nunmehr aus dem Tanzſaal in das geöffnete Speiſezimmer, wo die geſchma>voll geordneten Büffets ihre reichen Schäße dar= boten. Auch Meiſchi>k trat hinein. Cx ſtürzte haſtig einige Gläſer Wein herunter, um die befremdliche Starrheit ſeiner Glieder zu löſen; dann zog er ſich, Ruhe ſuchend, in ein