Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

216 Etwas vom Munde. -

gemäß auh den geſammten Muskelapparat des Leibes in Thätigkeit. Schon wenn man eine Flaſche zu entkorken, oder auh nur etiwva ein Paket ſlramm zu verſchnüren, oder gar nur einen widerſpenſtigen Hemdknopf zu bewäl= tigen ſih bemüht, ſpannt man niht nux die Muskeln der Finger und Arme, ſondern man beißt au< die Zähne zuſammen, obgleich dieſe und ähnliche begleitende Muskel= bewegungen völlig zwe>los und überflüſſig ſind. Es iſt begreifli<h, daß dieſe unbeabſichtigten Mus8kelbewegungen ſich gerade in den leichtbeweglihen und breit auf eine Fläche geſpannten Geſichtsmuskeln am eheſten und auf= fallendſten bemerkbar machen; die untere Kinnlade wird gegen die obere, die Zähne feſt auf einander gepreßt, als ob ſie ctwas gewaltſam zermalmen wollten, die Unterlippe frampfhaft gegen die Oberlippe gedrückt, wodurch die leß= teren eingekniffen erſcheinen und zugleich die Mundſpalte eine na< oben gewölbte, ſichelförmige Geſtalt annimmt. Durch eine komplizixte Muskelzuſammenziehung bilden ſi<h ſ<ließli<h außerdem noch die für den Ausdru> der Ver= biſſenheit ſo charakteriſtiſchen zwei geradlinigen Fältchen, die miiten unter dex Unterliþpe faſt re<twinkelig und in ſchräger Richtung nah beiden Seiten verlaufend zuſammen= ſtoßen. Aus früheren Erläuterungen iſt verſtändlich, wes= halb der geſchilderte verbiſſene Zug nun, wie bei ſtarken körperlichen, ſo auh bei ſtarken geiſtigen Anſtrengungen zum mimiſchen Auëdru> kommen muß, in denen man ſeine ganze Energie einzuſeken hat, um die ſich entgegen= ſtellenden Schwierigkeiten und Hinderniſſe zu überwinden. Der verbiſſene Mund läßt deshalb phyſiognomiſch auf einen