Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

218 Eiwas vom Munde.

Es 6g vielleicht no<, ein Wort über den offe n= ſtehenden Mund zu ſagen, der ſich im Leben am häufigſten bei Schwerhörigen findet, die fortwährend darauf angewieſen ſind, aufmerkſam zu horchen. Schon aus dieſer Thatſache könnte man ſchließen, daß der mimiſche Ausdru> des offenſtehenden Mundes niht mit dem Geſ<hma>ſinn, ſondern mit dem Gehörſinn, wie in organiſcher, ſo in ſynm= boliſcher Beziehung ſteht. Daß dem nun in der That ſo iſt, leuchtet ſofort ein, wenn man bedenkt, daß die Mund=höhle mit dem innexen Ohr durch einen knöchernen Kanal, die ſogenannte „Euſtachiſhe Trompete“, in Verbindung ſteht, daß die Gehörnerven deshalb ebenſowohl dur< die Mundöffnung, wie dur< das Ohr Schalleindrücte empfan= gen können, und dieſe in ihrer Wirkung verſtärkt werden müſſen, ſobald man dur< Oeffnen des Mundes die Reiz zung der Gehörnerven auf zwei Wegen zugleich ermöglicht. Während alſo der nur aufmerkſam Horchende den Mund __bffnet, indem ex den Unterkiefer ſ{hlaf herunterſinken läßt, um die Schallwellen auh durch dieſe Eingangspforte dent Gehörorgane zuzuführen, pflegt der höchſte Grad der Auf= _mexkſamkeit, das Staunen, von einem Aufreißen des Mun= des begleitet zu ſein, wie wenn man das Ohr ſo viel wie nur möglich untexſtüßen wollte, obſchon das Staunen ſich auf eine Geſichtswahrnehmung beziehen kann. Daß nun auch dieſe Bewegungen zu mimiſchen werden, wenn es ſich “um eine lebhaſte Ueberraſchung dur<h Gedanken handelt, exfahren wir alle Tage. Phyſiognomiſh, als bleibender Ausdru>, deutet das „mit offenem Munde daſtehen“ wenn es nicht eine Folge des Altexs und der Erſchlaffung