Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

222 Alte Poſtgeſhihten.

Indern, Chineſen, Juden und Griechen geiwveſen iſt, geht aus erhaltenen ſ{<riftli<en Zeugniſſen hervor.

Aber au< im alten Mexiko und in den Reichen der Inkas hat es ſchon eine Staatspoſt gegeben, und zwar eine ganz und gar eigenthümliche mittelſt der Quipus oder Knotenbriefe, die ein erſtes Stadium des Schriftthums darſtellen. Die Quipus waren farbige Schnüre an einem Hauptſtrang, von denen jede ihre Bedeutung hatte und in die man verſchieden geſtellte Knoten mate. Jn jeder Stadt waren beſondere Beamte beſtellt, welche dieſe Knoten im höheren Auftrage, z. B. um Schlachtberichte zu bilden, zu {lingen Und die eingehenden Briefe ſolcher ſeltſamen Art zu entziffern hatten.

Indeſſen kam eine feſt organiſtrte und regelmäßig be= triebene Staats8þpoſt erſt unter den Perſern im Zeitalter des Cyrus (6. Jahrhundert v. Chr.) auf. Sie hieß Angareion, was einen Frohndienſt bedeutet. Derſelbe beſtand darin, daß in der ganzen weiten Ausdehnung des perſiſchen Reiches die Landbezirke in beſtimmten Entfernungen von einander Station8häuſer mit Ställen für Pferde und Reiter unterhalten mußten. Die reitenden Boten des Königs durchjagten das Land, indem ſie an jeder Station von anderen mit friſchen Pferden abgelöst wurden. Tag wie Nacht wurde der Kurierdienſt unterhalten, und daher ge= langten mit außerordentlicher Schnelligkeit die Befehle nah allen Theilen des Reiches, wie ebenſo die wihtigen Nach=z richten aus den Provinzen nah der Hauptſtadt. Die Griechen ahmten theilweiſe dieſe Depeſchenbeförderung nach. Jhre Boten, Hemerodromen genannt, waren junge, eigens