Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Von Max Voß. 227

deutende poſtmäßigere Organiſation ſolcher Kloſterbotſchaſten rief der deutſche Orden im fernen Preußen in's Leben. Am Hauptſiße zu Marienburg hatte er ſeit dem 14. Fahr= hundert ein förmli<hes Hauptamt für Briefe und Geld= ſendungen errichtet, das der „Bryffſtall“ hieß und von wo aus die „Bryffjongen“, berittene Ordensdiener (Junker), na< allen Richtungen entſandt wurden. Dieſe „Jongen“ trugen eine blaue Uniform, und in jedem Ordenshauſe, wo ſie ihre linnenen Briefſäke ablieferten, damit ſie ein anderer, da ſtationirter „Jonge“ weiter befördere, wurde ihnen der Empfang unter Angabe der Zeit deſſelben bez ſcheinigt. Aus noh vorhandenen Rechnungen des Ordens erſieht man, wie viel ſolche Botendienſte gekoſtet haben : Ein Brief von Marienburg bis na<h dem fernen Rom 10 Mark, wenn ex dur einen beſonderen Kurier dahin geſ<hi>t wurde; wogegen er mittelſt eines der „Zongen“ nux 1 Mark Koſtenaufwand machte. Mit Auflöſung des Ordens verſchwand auh ſeine Poſt.

Cbenſo hielten die Univerſitäten, die ſeit dem 12, Jahrhundert fih an Zahl vermehrten, ihre eigenen Boten und namentli<h die Pariſer beſaß dafür eine anſehnliche Or= ganiſation in ihrer Brüderſchaft der Meſſagers, die den Heiligen Carolus zum Schußpatron hatte. Jhre Großboten waren ſo etwas wie Poſtmeiſter und aus den angeſehenen Bürgern von Paris entnommen. Aus Gefälligkeit über= nahmen dieſelben auh für eine gewiſſe Geldgeblihr die Beſorgung von Privatbriefen und Päckereien. Ueber ganz Frankreich gab es ein Neh von Botenſtationen , die von der Pariſer Univerſität errichtet waren und unterhalten