Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Gorilla: Lopez’, Battels Berichte. Wilſons, Savages, Fords, Du Chaillus Schilderung. 61
man dieſe Pongos lebend erhalten, weil zehn Männer nicht im ſtande ſind, ſie feſtzuhalten; doh erlegt man viele ihrer Jungen mit vergifteten Pfeilen. Der junge Pongo klammert ſich ſo feſt an den Leib ſeiner Mutter, daß die Eingeborenen, wenn ſie das Weibchen erlegen, auh das Junge erhalten, welches die Mutter nicht verläßt. Stirbt eines dieſer Ungeheuer, ſo bededen es die übrigen mit einem großen Haufen von Zweigen und Holz; ſolche Haufen findet man viele in den Wäldern.“
Später erwähnt ein Schiffsführer, welcher längere Zeit an der Weſtküſte Afrikas ſi{< aufgehalten hat, derſelben Affen, führt aber drei Arten von ihnen auf und bemerkt, daß der größte „Fmpungu“ heiße. |
Erſt im Jahre 1846 gelang es Wilſon, einem amerikaniſchen Miſſionar, den Schädel dieſes Affen zu erhalten. Derſelbe ließ keinen Zweifel zu, daß er einer no<h unbeſchriebenen Art angehöre. Nach einigen Anſtrengungen wurde ein zweiter Schädel erworben; andere Teile des Gerippes konnten ſpäter erlangt werden. Die Eingeborenen, vollſtändig vertraut mit Weſen und Sitten dieſes Tieres, gaben die eingehendſten Berichte über ſeine Größe, ſeine Wildheit, die Beſchaffenheit der Waldungen, welche es bewohnt, verſprachen auch in kürzeſter Friſt ein vollſtändiges Gerippe zu beſchaffen. Wilſon ſelbſt hat einen Gorilla geſchen, nachdem er getötet worden war. Nach ſeiner Verſicherung iſt es unmöglich, einen rihtigen Begriff weder von der Scheußlichkeit ſeines Ausſehens, noch von ſeiner außerordentlihen Muskelkraft zu geben. Es iſt niht überraſchend, daß die Eingeborenen ſogar bewaffnet mit ihm zuſammenzutreffen fürchten. Sie ſagen, daß er ſehr wild ſei und unabänderlih zum Angriffe übergehe, wenn er mit einem einzelnen Manne zuſammenfomme; „ih ſelbſt“, verſichert Wilſon, „habe einen Mann geſehen, welchem eines dieſer Ungeheuer die Wade faſt gänzlich weggebiſſen hatte, und welcher wahrſcheinlich in Stücke zerriſſen worden wäre, hätte er niht rechtzeitig die Hilfe ſeiner Gefährten erhalten. Es wird verſichert, daß ſie dem bewaffneten Manne das Gewehr aus der Hand reißen und den Lauf zwiſchen ihren Kiefern zuſammendrücken; und wenn man die ungeheure Muskelkraft der Kinnladen in Erwägung zieht, kann man nicht finden, daß dies unmöglich ſei.“
Ungefähr in derſelben Zeit ſtellte Savage unter den Negern eingehende Nahforſchungen über die Lebensweiſe des Affen an und veröffentlichte die Ergebniſſe derſelben in der „Boſtoner naturwiſſenſchaftlihen Zeitung“ vom Fahre 1847, ohne den bisherigen, auf Überlieferungen dur< Eingeborene beruhenden Schilderungen weſentlich Neues hinzuzujügen. Jm Fahre 1852 gibt Ford übereinſtimmende Nachrichten. Er hatte aber Gelegenheit, einen gefangenen kleinen Gorilla zu beobahten. „Das wilde Weſen des Gorilla konnte man deutlich ſehen an einem kleinen Jungen, welches hierher gebracht wurde. Man hielt es mehrere Monate und gab ſih die größte Mühe, um es zu zähmen; es war jedoch ſo unverbeſſerlih, daß es mih no< eine Stunde vor ſeinem Tode biß.“
Der nächſtfolgende Berichterſtatter iſt Du Chaillu. Jh würde deſſen Mitteilungen vorzugsweiſe benußt haben, hätte die Darſtellung niht beim erſten Leſen ein unbeſiegliches Mißtrauen in mix erwe>t. J<h bin durchaus der Meinung Neades, daß Du Chaillus Erzählung ein wunderbares Gemiſch von Wahrheit und Dichtung iſt, und ſtimme dem leßtgenannten bei, wenn er ſagt, daß jener vieles über den Gorilla geſchrieben hat, welches wahr, aber niht neu iſt, und weniges, welches neu, aber niht wahr iſt. Reade ſagt: „Jn einem Vortrage, welchen ih in einer Sißung der Londoner tierkundlichen Geſellſchaft las, und welcher in den Schriften der Geſellſchaft veröffentlicht worden iſt, habe ih die Gründe entwi>elt, aus denen ih mit vollſter Sicherheit {ließen darf, daß Du Chaillu niemals einen Gorilla erlegt hat.“ Der nämlichen Anſicht ſind die übrigen Reiſenden, welche jene Gebiete beſuchten und mit den Eingeborenen verkehrten. Du Chaillu berichtet wie ſeine Vorgänger nah Hörenſagen, gibt aber dem Mitgeteilten die friſchere Färbung