Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Gorilla: Falkenſteins Beobachtungen. 69
die damals bewieſene Uneigennüßigkeit ſo herrliche Früchte für die Wiſſenſchaft und die Afrikaniſche Geſellſchaft getragen hat, no< einmal in wärmſter Weiſe wiederhole.
„Auf der Station angekommen, war es meine erſte Sorge, alle erreihbaren Waldfrüte holen zu laſſen und eine Mutterziege zu erwerben, um die ziemlich geſunkenen Kräfte des jungen Anthropomorphen zu heben; ſelbſtverſtändlich verfolgten wix ſeine Freßverſuche mit großem Jntereſſe und fühlten uns in hohem Grade erleichtert als ex niht nur die
til mit Behagen trank, ſondern auch verſchiedene Früchte, namentlich aber die der in den Savannen wachſenden Anona senegalensis, mit ſihtliÞh erwahtem Appetite auswählte. Trotzdem blieb er no< längere Zeit ſo matt, daß er während des Freſſens einſchlief und den größten Teil des Tages in einer E>ke zuſammengekauert ſchlafend verbrachte. Nach und nach gewöhnte er ſih an die Kulturfrüchte, wie Bananen, Guayaven, Orangen, Mango, und begann, je kräftiger er wurde, und je öfter er bei unſeren Mahlzeiten zugegen war, alles, was er genießen ſah, ſelbſt gleichfalls zu verſuhen. Fndem er ſo allmählich dahin gebracht wurde, jegliche Nahrung anzunehmen und zu vertragen, wuhs die Ausſicht, ihn glü>li<h na<h Europa überzuführen. Dies iſt gewiß der einzige Weg, ſpäter andere und vielleicht ältere Exemplare für die Überfahrt fähig zu machen; jeder Verſuch, ſie unmittelbar nah der Erlangung, ohne vorherige Entwöhnung von der alten Lebensweiſe, ohne ſie den veränderten Verhältniſſen ganz langſam und planmäßig anzupaſſen, an Bord zu bringen, wird immer wieder von neuem ein mehr oder weniger ſchnelles Hinſiehen und den Tod zur Folge haben.
„Wenn in anderen Berichten die Wildheit auh junger Gorillas beſonders betont und das Unwahrſcheinliche ihrer Zähmbarkeit ausgeſprohen worden iſt, ſo waren wir bei dem unſerigen in der Lage, gerade entgegengeſeßte Erfahrungen zu machen: er gewöhnte ſich in wenigen Wochen ſo ſehr an ſeine Umgebung und die ihm bekannt gewordenen Perſonen, daß er frei herumlaufen durfte, ohne daß man Fluchtverſuche hätte zu befürchten brauchen. Niemals iſ er angelegt oder eingeſperrt worden, und er bedurfte keiner anderen Überwachung als einer ähnlichen, wie man kleinen umherſpielenden Kindern angedeihen läßt. Er fühlte ſi ſo hilflos, daß er ohne den Menſchen nicht fertig werden konnte und in dieſer Einſicht eine wunderbare Anhänglichkeit und Zutraulichkeit entwi>elte. Von heimtü>iſchen, böſen, wilden Eigenſchaften war keine Spur vorhanden, zuweilen aber zeigte er ſih recht eigenſinnig. Er hatte verſchiedene Töne, um den in ihm ſih entwi>elnden Fdeen Ausdru> zu geben; davon waren die einen eigentümlihe Laute des eindringlihſten Vittens, die anderen ſolche der Furt und des Entſeßens. Jn ſelteneren Fällen wurde noh ein widerwilliges, abwehrendes Knurren vernommen.
„Was über das eigentümliche Trommeln der Gorillas berichtet wird, und was Hugo von Koppenfels auf ſeinen Jagden beobachtete, fanden wix völlig bewahrheitet, da unſer „Mpungu“ zu verſchiedenen Malen, augenſcheinli< im Übermaße des Wohlbefindens und aus reiner Luſt, die Bruſt mit beiden Fäuſten bearbeitete, indem er ſih dabei auf die Hinterbeine erhob. Dies iſt übrigens, ſoviel ih weiß, während ſeines Aufenthaltes in Euxopa niht mehr beoba<htet worden, vielleicht gerade weil er den Grad der Geſundheit hier nicht bewahren fonnte, den er zu jener Zeit in ſeiner Heimat wiedererlangt hatte. Außerdem gab er ſeiner Stimmung häufig in rein menſ<hliher Weiſe durh Zuſammenſchlagen der Hände, das ihm nicht gelehrt worden wax, Ausdru> und vollführte, zuzeiten ſih überſtürzend, hin- und hertaumelnd, ſih-um ſi ſelbſt drehend ſo ausgelaſſene Tänze, daß wir manchmal beſtimmt glaubten, er müſſe ſich auf irgend eine Weiſe berauſcht haben. Doch war er nur aus Vergnügen trunken; nur dies ließ ihn das Maß ſeiner Kräfte in den übermütigſten Sprüngen erproben.
„Beſonders auffällig war die Geſchicklichkeit und Behutſamkeit, die er beim Freſſen an den Tag legte: kam zufällig einer der übrigen Affen ins Zimmex, ſo wax nichts vor ihnen