Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Gorilla: Mpungus Lebensführung. Schimpanſe: Hartmanns Kennzeichnung. 75

Zierde unſeres Aquariums längere Zeit zu erhalten, Deutſchland zur Chre, der Menſchheit zur Freude, der Wiſſenſchaft zum Ruhme.“

Dieſer Gorilla ſtarb (13. November 1877), nahdem er 9 Monate iñ Afrika, 15 Monate in Berlin beobachtet worden wax und eine längere Kunſtreiſe nah England vortrefflich beſtanden hatte. Der zweite Gorilla gelangte dur< Vermittelung von Pechuel-Loeſche, dem ehemaligen Gefährten Falkenſteins, als er Anfang 1883 von ſeiner Kongoreiſe heimkehrte, lebend na< Europa und wiederum in das Aquarium zu Berlin. Er ſtammte ebenfalls von der Loangoküſte und zwar aus der nämlichen Landſchaft wie der erſte. Doch war er kleiner als dieſer, auch nicht ſo kräftig und zeigte darum wohl {hon in Afrika wie auf der Reiſe eine geringere Munterkeit und geiſtige Negſamkeit. Die Neiſe mitten im Winter konnte ihm auh nit ſo günſtig ſein wie dem erſten die Überführung im Hochſommer. Jedenfalls exwies er ſi glei liebenswürdig und gutmütig wie ſein Vorgänger und verriet ebenfowenig wie dieſer irgend welche Spur von der Wildheit, die einigen vordem in Afrika gefangen geſehenen jungen Gorillas nahgeſagt worden wav. Er lebte unter Obhut von Direktor Hermes 14 Monate lang in Berlin und ſtarb am 16. März 1884 an ähnlichen Krankheiten wie der erſte Mpungu. Bemerkenswert iſt, daß beide Tiere die Seekrankheit nicht bekamen.

Alle weiteren Verſuche, Gorillas lebend nah Europa überzuführen und zu erhalten, ſind bisher mißglü>t. M

Der vorſtehend mehrfah erwähnte Schimpanſe, Barris, Fnſchoko, Jnſiëgo, Kulu Hamba, Nſchiëgo Mbuve, Baam, Nſiku, Tſchimpänſo, und wie er ſonſt noch bei den Eingeborenen heißen oder von Reiſenden genannt worden ſein mag (Simia troglodytes, Anthropopithecns, Pithecus chimpanza, Mimetes und Pseudanthropus troglodytes, Satyrus lagarus und chimpanza, Troglodytes niger), wird ebenfalls als Vertreter einer beſonderen Gattung betrachtet. Er iſt beträchtlich kleiner, im Rumpfe verhältnismäßig viel kürzer als der Gorilla, trobdem er dieſelbe Anzahl von rippentragenden und Lendenwirbeln (13 und 4) beſizt wie dieſer.

„Alte männliche Schimpanſen“, ſagt R. Hartmann, „erreichen eine aufrehte Höhe von 1, 3—1,7 m. Alte Weib<hen werden ſ{hwerlih je über 1,5 m groß. Die bei uns in den zoologiſchen Gärten und Menagerien gehaltenen Exemplare waren meiſt jüngere Weibchen. Der Hirnſchädel iſt im ganzen flachkugelig. Niemals kommt es beim Männchen zur Entwickelung jenes hohen über die Scheitelmitte ziehenden Längskammes und der ſtarken queren Hinterhauptsleiſte, welhe den Schädel des männlichen Gorillas auszeihnen. Die Seitenlinien des Schädels einigen ſich ſelbſt bei ganz alten Shhimpanſen-Männchen nur ſelten zur Bildung eines niedrigen und nux in kurzer Strecke verlaufenden Kammes. Die Augenbrauenbogen ſind ſelbſt bei alten Schimpanſen niemals ſo ſtark wulſtig entwickelt wie bei den Gorillas, ſie treten daher auch nie ſo ſtark nach außen hervor. Die Kiefergegend iſt bei manchen außerordentli<h vorragend, ſehr ſchiefzahnig; bei anderen niht. Die Kiefern ſind bei leßteren niht ſo ſhnutenförmig verlängert, und die Kronränder der Schneidezähne ſtoßen unter einem weniger ſpißen Winkel zuſammen. Die Zähne der Schimpanſen erreichen nur ſelten die Breite und Dice, nie aber dié Länge der Gorillazähne. Die Gegend der vorderen Naſenöffnung iſt beim Schimpanſenſchädel gewöhnlich flacher, eingedrüter als an demjenigen des Gorillas. Der Knochenbau des Rumpfes und der Extremitäten erſcheint bei erſterem Affen im ganzen ſchlanker, zierlicher, weniger maſſiv als bei leßterem. Wohl läßt ſich ſagen, daß, abgeſehen von gewiſſen unterſcheidenden Merkmalen, namentlih im Bau des Beckens, auh das Schimpanſenſkelett dem menſchlichen ſehr nahe ſteht.

„Das Schimpanſenprofil hat etwas viel Flacheres als dasjenige des Gorillas. Der Ausdru> desſelben iſt weit milder. Klax und ſeelenvoll bli>en die großen, mit ziemlich