Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1

Schimpanſe: Hartmanns Kennzeichnung. UT

die ſi in ihrer Geſtaltung denen des Gorillas nähern. Andererſeits gibt es auh, nah dem Schreiber dieſer Zeilen vorliegenden Beiſpielen, Gorillas mit großen, 7 em hohen, 5 25-—5,5 cm breiten Ohren von ähnlicher Geſtalt, wie ſie ſih in der Mehrzahl der Schimpanſen darbieten.

„Die Schultern alter Shimpanſenmännchen ſind breit, Bruſt und Numpf tonnenförmig; erſtere iſt zwar muskulös, aber gegen lebteren wenig oder gar nicht abgeſebt. Nur alte Männchen haben, ähnlich den Gorillas, eingezogene Flanken, nicht aber jüngere Männhen und ſelbſt ältere Weibchen. Die Arme ſind lang, reichen etwas über das Knie hinaus, ſind ſehr muskulös, aber niht ſo gewaltig wie die oberen Gliedmaßen der Gorillas. An den Händen iſt der Daumen dünn und kurz, die Finger ſind lang, bei alten Tieren ſehr di> und ſtark, runzelig und bis gegen die Mitte der erſten Fingerglieder durch eine Bindehaut miteinander verbunden. Der Mittelfinger iſt der längſte. An den Beinen if der Unterſchenkel völlig wadenlos. An dem platten Fuße iſt die große Zehe durch einen tiefen Einſchnitt von den übrigen Zehen getrennt; ſie iſt lang und did. Die Sohle iſt langgeſtre>t runzelig und platt. Der Hacken iſt wie beim Gorilla nur ſhwach ausgebildet. Die Nägel ſind bei beiden Affenarten rundlich, gewölbt, ſchwärzlich hornbraun bis ſchwarz.

„Das Haar des Schimpanſen iſt ſ{liht, niht wollig oder zottig, auf dem Vorderkopfe meiſt geſcheitelt, lang am Hinterkopfe, an Wangen, Schultern, am Rücken, Ober- und Unterarme, Ober- und Unterſchenkel, kürzer dagegen an den übrigen Körperteilen. Die Hauptfarbe iſ ein dunkles Shwarz. Dies ſchillert bei manchen Exemplaren matt rötlichbraun. An alten Schimpanſen fand ih die Haarſpißen der Gliedmaßen grau oder fuchſig gefärbt, was dem Kolorite dieſer Teile einen bald aſchigen, bald fahlrötlichen Schein verlieh. Das Untergeſicht iſt mit dünnen, kurzen, weißlichen Haaren beſeßt. Dergleichen zeigen ſi<h au< um den Aſter her, hier freilih länger und dichter ſtehend.

„Die Schimpanſen gehen auf allen vieren, indem ſie die Finger gegen die hohle Hand einſchlagen und die mit Gangſchwielen bede>ten Rücenflächen derſelben auf den Boden aufſtemmen. Der Fuß wird entweder ebenſo, mit eingeſchlagenen Zehen, gebraucht oder auch mit flacher Sohle aufgeſeßt. Das Aufrechtſtehen hält der Schimpanſe nicht lange aus, er ſucht dabei eine Stüße für die Hände oder legt leßtere über dem etwas nah hinten gebeugten Kopfe zuſammen, wie um damit das Gleichgewicht zu halten.

„Wenn ſih nun auch der alte männliche Gorilla und der Schimpanſe niht unbeträchtlih voneinander unterſcheiden, ſo iſt dies nicht ſo ſehr der Fall zwiſchen jungen männlichen und weiblichen Tieren beider Arten verſchiedenen Lebensalters. Bei dem ungemein ſtarken individuellen Variieren aller dieſer Tiere hält es niht ſelten ſhwer, dieſelben als beſondere Arten voneinander zu trennen, ſobald man nicht in der Lage iſt, den allerdings vorwiegend carakteriſtiſhen Schädelbau in Vergleih zu ziehen. Größe und Form der Ohren gibt ein nur unſicheres Unterſcheidungsmerkmal ab. H. von Koppenfels hält ſogar auch die von älteren Beobachtern für ſo beträchtlih erachteten Verſchiedenheiten der Hände und Füße beider Affenarten für etwas ſehr Trügeriſches. Dem Erfolge meiner neueren Unterſuhungen gemäß, kann ih dem Reiſenden darin nur beipflichten.

„Bei dieſer bedeutenden Ähnlichkeit des Äußeren hat man nun an ſtattfindende Kreuzung, an Baſtardbildung zwiſchen Gorilla und Schimpanſe, gedacht. Beide Formen fommen ja nebeneinander vor, ſtehen einander nahe, und es ſind bereits anderweitige Beiſpiele von Baſtardierung zwiſchen anderen, allerdings gefangenen Affen bekannt geworden. H. von Koppenfels hörte viel von ſolhen Kreuzungen. Derartige Baſtarde ſollen die Dhren und Farbe der Schimpanſen und die Schnauze wie au< ſonſtige Merkmale der Gorillas haben. Die Välge von ihm exrlegter angeblicher Baſtarde befinden ſi<h im Hofnaturalienfabinette zu Dresden; die der Bezeichnung nach dazu gehörigen Schädel waren freilih nur