Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
NONNE Alfred Edmund Brehm.
des eben erwähnten Petersburger Kaufmanns, der ſi erbot/ Brehm und ſein Gepä>k mit nah Kairo zu nehmen und ſämtliche Neiſekoſten auszulegen, bot eine nicht ſo leiht wiederkehrende Gelegenheit, der Heimat näher zu kommen, aber wie konnte er fort aus Chartum, ohne ſeine Verpflichtungen gegen den Gouverneur und andere dortige Freunde und Gönner erfüllt zu haben? Er mußte fich demnagh entſchließen, Latif Paſcha die Bitte vorzutragen, ſeine Shuld von Kairo aus bezahlen zu dürfen, und dieſer willigte nicht nur ohne weiteres darein, ſondern drängte Brehm noh außerdem 5000 Piaſter Reiſegeld auf. „Welchen Namen gebe ih nun den Handlungen dieſes Mannes?“ frägt der lettere. „Chriſtlihe? Fm Vergleiche zu den Handlungen der Chriſten Chartums wäre dieſer Ausdru> doh eine Herabſezung jener Wohlthaten, die ih bei mir ſelbſt niht verantworten könnte... Zh muß es meinem Leſer überlaſſen, ſelbſt einen Namen für ſie aufzufinden. Nur wundere man ſih niht, wenn ih die Türken achte und liebe. Sie haben mich dazu gezwungen dur viele Thaten des Edelmutes, der reinſten Menſchlichkeit, Menſchenliebe und Barmherzigfkeit.“ Es bedarf eines Hinweiſes, daß dieſe „Chriſten“ Chartums, an die ſich Brehm vergeblih um Hilfe gewandt, eben vorzugsweiſe Abenteurer und Emporkömmlinge waren, die teils vom Wucher lebten, teils viel zu habſüchtig waren, um ihre an dem ſchnell aufgeblühten Handelsplaße erworbenen Glücsgüter aufs Spiel zu ſeßen, um einem kranken Deutſchen, der den nächſten Tag ſterben konnte, zu helfen. Die deutſchen Freunde verfügten niht über mehr Mittel, als ſie notwendig gebrauchten. So mußte ex ſi eben an vermögende Mohammedaner wenden, die das in ihre Menſchenliebe geſeßte Vertrauen über alle Erwartung rechtfertigten. Jn der That benahm ſi<h Huſſein Arha, ein anderer mohammedaniſcher Gläubiger des verlaſſenen Deutſchen, gleich edelmütig, und ebenſo hatten ſich Ali, der türkiſche Diener, der ſi< in Chartum verheiratete und dort blieb, ſowie ſeine nubiſchen Diener ſtets treu wie Gold erwieſen. Es wurde Brehm natürlich niht leicht, von allen dieſen treuen Menſchen, von dem trefflihen Reiß und ſeinem Reiſebegleiter Vierthaler zu ſcheiden; die leßteren beiden begleiteten die Abreiſenden noch eine Stre>e auf dem Nil, auf welchem ſie ſi< am 18. Auguſt 1851 einſchifſten. Sie tranken auf fröhliches Wiederſehen in Deutſchland und dachten gewiß niht, daß ſie ſi< zum leßten Male die Hände ſchüttelten, aber Vierthaler, der in Chartum blieb, erlag im folgenden Sommer dem Fieber, Reig ein halbes Jahr ſpäter. Brehm verdankte wohl nur ſeinem jugendfriſchen, abgehärteten Körper (er ſtand ja erſt im Beginne der zwanziger Jahre!), daß er dem heimtü>iſchen Klima, dem faſt alle ſeine Gefährten ſo bald erlagen, glü>li<h entronnen war. Die Nükreiſe verlief bis auf einen Unfall bei den Nilkatarakten, der ihm für etwa 600 Thaler Naturalien koſtete, glü>li<, und am 26. Oktober langten die Reiſenden wieder in Brehms Lieblingsſtadt Kairo an. Die im Sudan eingegangenen Verbindlichkeiten konnten mit Hilfe dortiger Chriſten, wel<he Brehm wieder einigermaßen mit ſeinen Glaubensgenoſſen ausſöhnten, ſchon von hier aus gelöſt werden, und Brehm erholte ſih in dem während des Winters herrlichen Klima der ägyptiſchen Hauptſtadt bald von den Strapazen und Krankheitsanfällen der leßten Monate. Jn Geſellſchaft des Naturforſchers Theodor von Heuglin, des Dr. med. Theodor Billharz aus Sigmaringen ſowie einiger anderer