Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Alfred Edmund Brehm. NOCNTDL
Erfahrung in afrikaniſhen Angelegenheiten geeignete Standpläße und Jagdgelegenheiten auszukundſchaften, und traf am 6. März 1862 in Maſſaua, dem 1885 von den Ftalienern beſeßten und in der Neuzeit vielgenannten Orte an der weſtlihen Küſte des Roten Meeres, ein. Mit Unterſtüßung eines dort anweſenden holländiſchen Barons und eines Paters der italieniſchen Miſſion hielt er erfolgreiche Umſchau in dem an neuen Tieren und Pflanzen für ihn ſo reichen Lande und ermittelte als den geeignetſten Raſtplaß die von 8000 Fuß hohen Bergſpißen umgebene Hochebene von Menſa. Leider blieben ihm nurx ca. 2 Wochen Zeit für eingehende, ruhige Beobachtungen, denn {hon am 27. März trafen die Fürſtlichkeiten mit ihrem Gefolge, dem auch der bekannte Romanſchriſtſteller Friedrih Gerſtäcker und der trefflihe Tiermaler Nobert Kretſchmer angehörten, in Maſſaua ein.
Sowohl der ſ{hmale Wüſtenſtreifen zwiſchen dem Meere und dem Hochgebirge als dieſes ſelbſt ergaben ſih als ſehr reih an intereſſanten Tieren; der Strohpalaſt der Herzogin, um den ſih das Zeltlager der übrigen Reiſenden gruppierte, wurde allnächtlich von heulenden Hyänen umkreiſt, und bald konnte Brehm den jagdluſtigen Herrſchaſten die frohe, aber anfangs mit völligem Unglauben aufgenommene Botſchaft bringen, daß er die Spuren einer Elefantenherde im Gebirge entde>t habe. Die Jagden auf Antilopen, Affen, Elefanten, Klippſchliefer und Vögel der verſchiedenſten Art waren in der That ſo ergiebig, die Landſchaft ſo ſchön und die Vegetation im Gebirge ſo üppig, daß Brehm auf dem von zwei berühmten Naturforſhern (Rüppell und Ehrenberg) erforſchten Gebiete ſicherlich eine reihe Nachleſe gehalten haben würde, wenn nicht zweierlei Umſtände hindernd dazwiſchengetreten wären. Einmal die Kürze der Zeit, denn der geſamte Aufenthalt in den Bogosländern währte nur wenige Wochen, und dann das Mißgeſchi>, daß Brehm ſchon am 9. April vom Fieber befallen wurde, welches ihn bis zu ſeiner am 25. April angetretenen Nüreiſe nah Europa nicht wieder verließ und ſeine Beobachtungsfähigkeit natürlih auf das äußerſte beeinträchtigte.
Gleichwohl wird man wahrhaft überraſcht von der Fülle der Beobahtungen, welche er unter dieſen höchlihſt ungünſtigen Verhältniſſen dennoch angeſtellt und in dem naturwiſſenſchaftlichen Berichte über dieſe Reiſe niedergelegt hat, der unter dem Titel: „Sxgebniſſe einer Reiſe nah Habeſ<h im Gefolge Seiner Hoheit des regierenden Herzogs von Coburg-Gotha, Ernſt TT.“ (Hamburg 1863) als Ergänzung des fürſtlichen Reiſewerkes erſchien. Gegenüber dem herrlichen Pflanzenſhmu>e dieſer „afrikaniſhen Schweiz“ empfand ex von neuem bitter die Lü>en ſeiner Pflanzenkenntnis und rief ſhmerzli<h aus: „Wie gern möchte ih no weiter von dieſer Welt erzählen, wenn ich es vermöchte! Aber ſie iſt mir fremd geblieben und mußte es mir bleiben. Wie unendlich habe ih hier bedauert, niht Pflanzenkundiger zu ſein, wie ſehr, daß niht Einer der ganzen Reiſegeſellſchaft die auffallenden Formen, welche hier ſih dem Blie aufdrängen, welche hier ſo re<t zur Betrachtung, zur Lehre auffordern, zu benennen wußte! Doch auch für mi gab es von dem, was mir verſtändlicher wax, unendli<h vieles zu ſchauen!“
Sein Buch über die Habeſchreiſe enthält zwei Abſchnitte über die „Lebenskunde einiger Säugetiere“ und „Beobachtungen über einige Vögel und deren Leben“, die ſo reich ſind an Einbli>en in das innere Leben und Treiben der abeſſiniſhen Tierwelt, daß man kaum
Brehm, Tierleben, 3. Auflage. T. TTT