Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
Verdauungs- und Sinneswerkzeuge. 5
An den Mund reiht ſi die Speiſeröhre an, welche ſich niemals wie bei den Vögeln fropfartig erweitert. Der Magen, in welchen der Shlund übergeht, iſt immer ein mehr oder weniger dünnhäutiger, einfacher oder bis dreifach eingeſ<hnürter Sa. Ganz eigentümlih gebildet iſt er bei denjenigen Tieren, welche ihre Speiſe nah dem Weiden noh einmal behagli< dur<hkauen und dann erſt in die Abteilung für Verdauung ſenden, an den erſten Speichern vorüber. Über die ausſcheidenden Drüſen, wie Leber, Mund- und Bauchſpeicheldrüſen und Nieren, braut hier im allgemeinen ebenſowenig geſagt zu werden wie über den Darm: es genügt, wenn wir feſthalten, daß der Harn nur bei Säugetieren beſonders entleert wird, und daß in der Umgebung des Afters oft Drüſen vorkommen, welche eigentümliche, gewöhnlih ſehr ſtark riehende oder ſtinkende Stoffe abſondern.
Die Gefäße weichen wenig von dem allgeineinen Gepräge ab; Herz und Adern und Aufſauggefäße ſind bei dem einen Säugetiere ſo ziemlich wie bei dem anderen gebildet, obgleih auh hier Shwankungen bemerklih werden. Das Herz beſit immer zwei Kammern und zwei Vorkammern; die Schlagadern ſind ausdehnbar, die Blutadern innen mit Klappen verſehen; die Saugadern haben viele Vereinigungspunkte und münden durch einen Hauptgang in die große Hohlader.
Die Bruſthöhle iſt durch das Zwerchfell vollſtändig geſchloſſen; die Lunge hängt frei in ihr und ſleht niht mit beſonderen Luftſä>ken in Verbindung; die Luftröhre teilt ſich gewöhnlih in zwei Äſte und hat immer nur einen einzigen Kehlkopf, welcher im Anfange der Nöhre liegt und aus einer bei den verſchiedenen Arten ſ{hwankenden Anzahl von Knorpeln gebildet wird. Mit ihm ſtehen bei einigen Säugetieren eigentümlihe Stimmſäke in Verbindung. Die Stimmbänder fehlen nur den Walen.
Gehirn und Nerven ſind oft verſchieden ausgebildet. Erſteres füllt zwar regelmäßig die Shädelhöhle aus; allein dieſe iſt auch oft verhältnismäßig ſehr klein und die Maſſe des Gehirnes dann äußerſt gering. Bei keinem einzigen anderen Säugetiere überwiegt das Gehirn das Rückenmark in demſelben Grade wie bei dem Menſchen, und bei keinem iſt das Großhirn ſo entwi>elt wie bei ihm. Hierin gibt ſih ſchon leiblih die geiſtige Überlegenheit des Menſchen über alle übrigen Tiere fund. Bei einigen niederen Säugern iſt das Großhirn glatt und ungefurht; doch erreicht es bei vielen höheren eine außerordentlihe Entwi>elung und zeigt dann die bekannten eigentümlichen Windungen. Die Sinnes$werkzeuge bekunden eine große Übereinſtimmung in ihrer Anordnung; nur bei den Walen finden ſi Abweichungen von der allgemeinen Regel. Dieſe beſizen wohl noch eine Naſe, im günſtigſten Falle aber nur einen ſehr mangelhaften Geruchsſinn. Übrigens fließen die ſonſt paarigen Naſenlöcher nur bei den Delphinen zu einem einzigen zuſammen; bei allen Säugetieren ſind ſie von Knochen und Knorpeln umgeben, welche ihre Geſtalt bedingen. Auffallend verlängerte Naſen oder Rüſſel, welche zuweilen ſehr umfaſſend bewegt werden können, ſind regelmäßig Taſtwertzeuge geworden; der Rüſſel des Elefanten iſ ein Greif: werkzeug. Die Riehmuſcheln ſtehen hinſichtlich ihrer Größe und Ausdehnung mit der Ausbildung des Sinnes im Einklange; ihr ſehr entwi>elter unterer Teil hat jedo< mit der Geruchsempfindung nicht in dem Grade zu thun wie ihr oberer Teil und der obere Teil der Scheidewand, auf denen der Riehnerv ſi verzweigt. Die Werkzeuge des Gehörs ſind meiſtens ſehr vollkommen; das Ohr beſigt ſtets drei Bogengänge und namentlich bei den Landbewohnern eine -oft ſehr große Muſchel. Das Geſicht überwiegt die übrigen Sinne niht in dem Grade wie bei den Vögeln; die ſtets paarigen Augen ſind meiſtens verhältnismäßig flein und niemals im Jnnern willkürlih beweglih wie die der zweiten Tierklaſſe; die Nickhaut iſ faſt überall ſtark verkümmert, die Lider aber ſind vollkommen und hier und da bewimpert; der Stern iſt rund oder ſenkrecht und ſeitlich verlängert. Bei einigen Säugetieren, wie bei dem Blindmoll, werden die Augen von der äußeren Haut überde>t. Die