Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/1
12 Ein Bli>k-auf das Leben der Geſamtheit.
der verſchiedenſten Arten dur<ſ{<hwimmen, nah Pechuel-Loeſche, Stre>en von 6—10 km, in voller Flucht aber von 18—25 km in der Stunde, das iſt bis zu 7 m in 1 Sekunde, und die Delphine, die Zwerge unter den Walen, ſind teilweiſe no<h ſ{<hneller, denn ſie umſ{<hwärmen luſtig ſpielend und ſpringend einen in beſter Fahrt befindlichen Schnelldampfer.
Die unwillkürlichen Bewegungen des inneren Leibes ſind bei den Säugetieren dur<hſhnittli<h langſamer als bei den Vögeln. Das Herz ſ{<lägt ſeltener, und der Luftwechſel iſt weniger häufig in der Bruſt des Säugetieres als in der eines glei< großen Vogels. Hiermit ſteht die etwa um 2 Grad geringere Blutwärme des erſteren im Einklange. Den Waſſerſäugetieren gewährt dieſe verhältnismäßige Trägheit der Atmungs- und Blutumlaufswerkzeuge große Vorteile; ſie erlaubt ihnen, länger unter dem Waſſer auszuharren, als es die Vögel vermögen. Ein Nordwal ſoll, nah Scores by, wenn ex angeworfen wurde, bis 40 Minuten unter Waſſer verweilen können, ehe ihn das Bedürfnis des Atem\{<öpfens emportreibt. Die Potwale dagegen, die nah Pechuel-Loeſches Beobachtungen von allen Walarten am tiefſten und längſten zu tauchen vermögen, bleiben ungeſtört 20 bis 40 Minuten, wenn erſchre>t oder harpuniert, ſogar man<hmal bis zur doppelten Zeit unter Waſſer. So lange vermag es kein Vogel unter den Wellen auszuhalten! Wenigſtens habe ih immer bemerkt, daß die Alken, ſelbſt wenn ih ſie angeſchoſſen hatte und heftig verfolgte, bereits 8 Minuten nah ihrem Untertauchen wieder an der Oberfläche erſchienen und na< Luft ſchnappten. Die Eidergans ſoll zwar bis 7 Minuten unter Waſſer bleiben fönnen: ih habe dies aber nie beobachtet. So viel dürfte feſtſtehen, daß alle Vögel, welche länger als 4 Minuten unter Waſſer waren, beim Auſſteigen ſehr erſchöpft ſind und faſt augenbli>li< erſti>en, wenn man ſie unter Waſſer faßt und noch einige Zeit dort feſthält. Von den Flußpferden gibt Pehuel-Loeſche an, daß ſie, wenn ungeſtört, etwa 2—3 Minuten, wenn verfolgt, verwundet, höchſtens 7—8, gewöhnli<h aber bloß 4—5 Minuten unter Waſſer bleiben. Zur Vergleichung und vielleicht au< zur Berichtigung möge die Bemerkung dienen, daß der Menſch etwa 70 Sekunden lang tauchen kann. Dieſe Angabe gründet ſi< auf die Beobachtungen, welche von wiſſenſchaftlihen Männern auf beſondere Anfragen engliſcher Gelehrten bei Gelegenheit der Perlenfiſcherei auf Ceylon angeſtellt wurden. Einige Waſſerkünſtler, die ſi< in Europa ſehen laſſen, haben es freili<h dur< kfunſtgerehte Ausbildung no< weiter gebracht.
Am eigentümlihſten und zugleich auffallendſten zeigt ſi< die Trägheit der Atmung bei denjenigen Säugetieren, welche Winterſchlaf halten, ſolange dieſer Totenſhlummer anhält. Ein Murmeltier z. B., welches nah Mangilis Beobachtungen im wachen ZUſtande während eines Zeitraumes von zwei Tagen 72,000mal atmet, thut dies während des Winterſchlafes in Zeit von ſehs Monaten nur 71,000mal, verbraucht alfo während dieſer Zeit höchſtens den neunzigſten Teil der Luft, bezüglih Sauerſtoffmenge, welche während des Wachſeins zu ſeinem Leben erforderlich ift.
Mit den Atmungswerkzeugen ſteht die Stimme in ſo enger Beziehung, daß wir ſie ſchon jetzt berü>ſihtigen können. Wenn wir die Säugetiere auh hierin wieder mit den Vögeln vergleichen, muß uns ſogleich die geringe Biegſamkeit der Stimme faſt aller Glieder unſerer Klaſſe auffallen. Der Menſch iſt das einzige Säugetier, welches eine vollfommenere Stimme beſit, als die Vögel ſie haben; ja ſeine Stimme ſteht ſo hoh über der aller Vögel und anderen Tiere, daß man ſie mit als einen Hauptgrund der Erhebung des Menſchengeſhle<ts zu einer eigenen Klaſſe angeſehen hat. Gegliederte Sprache erſcheint allerdings als ein ſo außerordentlih großer Vorzug des Menſchen, daß ſolche einſeitige Gedanken wohl kommen können. Ex allein iſt es, welcher die ſtimmbegabten, ſangfertigen Vögel übertrifft, welcher dur ſeine Stimme dem Dhre niht läſtig wird wie die übrigen Säugetiere. Schwaßhafte, keifende oder zornig kreiſchende Menſchen müſſen wir