Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/2
14 Vierte Ordnung: Raubtiere; vierte Familie: Hyänen.
Beute. “Wenige Biſſe riſſen die Bauch- und Bruſthöhle auf, und mit Wolluſt wühlten die ſ{<warzen Schnauzen in den Eingeweiden herum. Eine Minute ſpäter erkannte man keinen Hyänenkopf mehr, ſondern ſah bloß zwei dunkle, unregelmäßig geſtaltete und über und über mit Blut und Schleim bekleiſterte Klumpen, welche ſi<h immer von neuem wieder in das Jnnere der Leibeshöhle verſenkten und friſ<h mit Blut getränkt auf Augenbli>e zum Vorſchein kamen. Niemals hat mir die Ähnli<hkeit der Hyänen mit den Geiern größer ſcheinen wollen als während ſolcher Mahlzeiten. Sie ſtanden dann in keiner Hinſicht hinter den Geiern zurü>, ſondern übertrafen ſie womögli<h no< an Freßgier. Eine halbe Stunde nah Beginn ihrer Mahlzeiten fanden wir regelmäßig von den Hunden bloß no<h den Schädel und die Lunte, alles übrige, wie Haare und Haut, Fleiſ<h und Knochen, auh die Läufe, waren verzehrt worden. Sie fraßen alle Fleiſhſorten mit Ausnahme des Geierfleiſches. Dieſes verſhmähten ſie hartnä>ig, ſelbſt wenn ſie ſehr hungrig waren, während die Geier ſelbſt es mit größter Seelenruhe verzehrten. Ob ſie, wie behauptet wird, auch das Fleiſh ihrer eigenen Brüder freſſen, konnte ih niht beobachten; Fleiſch blieb immer ihre Lieblingsſpeiſe, und Brot ſchien ihnen nur als Le>erbiſſen zu gelten.
Unter ſih hielten meine Gefangenen gute Freundſchaft. Manchmal ſpielten ſie lange Heit ‘nah Hundeart miteinander, knurrten, kläfften, grunzten, ſprangen übereinander weg, warfen ſi<h abwechſelnd nieder, balgten und biſſen ſi<h. War eine von der anderen längere Zeit entfernt geweſen, ſo entſtand jedesmal großer Fubel, wenn ſie wieder zuſammenkamen; kurz, ſie bewieſen deutlih genug, daß au<h Hyänen warmer Zuneigung fähig ſind.
E
Der Erdwolf oder die Zibethhyäne (Proteles lalandii, P. cristatus, Viverra hyaenoides) bildet die zweite Gattung der Familie. Fn ſeiner äußeren Erſcheinung ähnelt das im ganzen no< wenig beobachtete Tier auffallend der geſtreiften Hyäne; denn es hat ebenfalls die abgeſtußte Schnauze, hohe Vorderbeine, abſchüſſigen Rüdken, Rückenmähne und buſchigen Shwanz; doch ſind die Ohren größer, und die Vorderpfoten tragen einen kurzen Daumen nach Art der Afterzehe bei manchen Hunden. Das Gebiß iſt ſehr auffällig. Die durh weite Lücken getrennten Backenzähne, deren Anzahl dur< Ausfallen leiht abnimmt und im beſten Falle vier oben und drei unten beträgt, ſind winzige Spizen; die Schneidezähne ſtehen wie bei den eigentlihen Hyänen faſt in gerader Reihe nebeneinander und laſſen die Schnauze um ſo breiter erſcheinen, als der Kieferteil, welcher die Ba>enzähne trägt, bei der Kleinheit dieſer nur ſ<hwach iſt. Aus dem Milchgebiſſe läßt ſi< ein Anhalt für die ſyſtematiſche Stellung des Tieres gewinnen; es ähnelt dem der eigentlichen Hyänen. Der Bau der übrigen Teile des Gerippes nähert ſih ebenſowohl dem der Hyänen wie dem der Hunde. Während nämlih die Wirbel und die Knochen der Gliedmaßen faſt no< ſ{<lanker und zierlicher gebaut ſind als bei den Schakalen, beſißen ſie doh vielfa< ſo ſtark vorſpringende Muskelanſäße, daß ſie ſih in dieſer Beziehung denen der Hyänen anreihen, deren ſämtliche Knochen ſih dur ihre Plumpheit auszeihnen. Die Zibethhyäne hat 15 rippentragende Bruſt-, 5 Lenden-, 3 Kreuz- und 23 Schwanzwirbel, und dieſe Zahlen ſtimmen weit mehr mit den entſprechenden der Hyänen als mit denen der Hunde überein.
Bis jetzt iſt die Zibethhyäne die einzige bekannte Art ihrer Gattung. Jhre Geſamtlänge beträgt 1,1 m, die des Schwanzes 30 cm. Der Pelz, welcher aus weihem Wollhaare und langen, ſtarken Grannen beſteht, zeigt auf blaßgelblihem Grunde ſ{hwarze Seitenſtreifen. Der Kopf iſt ſhwarz mit gelblicher Miſchung; die Schnauze, das Kinn und der Augenring find dunkelbraun, die Ohren innen gelblihweiß, außen braun; die Unterſeite hat weißlichgelbe und die Endhälſte des Schwanzes ſhwarze Färbung. Vom Hinterkopfe an längs des ganzen Nückens bis zur Shwanzwurzel verlängern ſih die Grannen zu einer Mähne, welche