Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
Aſiatiſcher Elefant: Fortpflanzung. Verbreitung. Afrikaniſcher Elefant. (0)
Früher glaubte man, daß die Elefanten ſi< bloß im Freien, fern von allem menſ<lichen Treiben, paarten und wollte deshalb von einer großen Schamhaftigkeit des Tieres reden. Außer anderen hat aber ſhon Corſe beobachtet, daß zwei friſh gefangene Elefanten ſi vor einer Menge Zuſchauer begatteten. Vorher erwieſen ſie ſih mit ihren Nüſſeln Liebfkoſungen; dann paarten ſie ſih in 16 Stunden viermal ganz nach Art der Pferde. Die Brunſtzeit iſt niht beſtimmt. Das eine Mal zeigte ſie ſi< im Februar, das andere Mal im April, ein drittes Mal im Juni, ein viertes Mal im September und ein fünftes Mal im Oktober. Aufgeregt ſind die paarungsluſtigen Tiere immer, und die kleinſte Veranlaſſung fann ſie in Zorn bringen. Drei Monate nah der Paarung bemerkte Corſe die erſten Anzeichen der Trähtigkeit des Weibchens. Nach einer Tragzeit von 20 Monaten und 18 Tagen warf es ein Junges, welches ſofort nah ſeiner Geburt zu ſaugen anfing. Die Mutter ſtand dabei, das Junge legte den Rüſſel zurü> und ergriff das Euter mit ſeinem Maule. Faſt alle Beobachter ſtimmen darin überein, daß die Liebe der Mutter zu ihrem eigenen Kinde niht beſonders groß iſt; dagegen bemerkte man, daß ſih alle weiblichen Elefanten eines jungen mit gleicher Zärtlichkeit annehmen: die wilden ſollen ſämtlichen Kleinen ohne Ausnahme ihr Euter bieten. Dieſer lezten Angabe widerſpricht jedoh Sanderſon ganz beſtimmt, da er oft genug beobachten konnte, wie ſ{hle<t verwaiſte oder verſprengte Kälber von anderen Müttern behandelt wurden; ihm iſt nux eine Ausnahme vorgekommen. Die Kälber, welche bei der Geburt etwa 90 ecm hoch ſind, nehmen raſh an Größe zu und ſind bereits nah Ablauf des erſten Jahres 1,2, ein Jahr ſpäter 1,4, zu Ende des dritten Jahres 1,5 m hoh geworden. Sie erſcheinen vom Anfange an verhältnismäßig weniger plump als andere junge Tiere, ſogar als niedlihe und drollige Geſchöpfe, halten ſih in der erſten Zeit ihres Lebens vorzugsweiſe unter dem Leibe und zwiſchen den Beinen ihrer Mutter auf und verlaſſen den ſicheren Plaß au<h dann niht, wenn dieſe einen raſcheren Gang einſchlägt. Wie es ſcheint, ſtehen ſie mehrere Jahre, jedenfalls bis zur Geburt eines Geſchwiſters, unter Obhut der Alten, welche ſie bald zum Freſſen anleitet. Der erſte Zahnwechſel findet im zweiten, der zweite im ſe<hſten, der dritte im neunten Lebensjahre ſtatt. Später dauern die Zähne länger aus.
Unſer Tier iſt heimiſch in den meiſten waldigen Gebieten Südoſtaſiens: in Vorderindien vom Fuße des Himalaja an, wo es von Dehra Dun (Oſtſeite des Dſchamnafluſſes) bis na< Bhutan vorkommt, bis zur Südſpitze, ferner in Aſſam, Barma, Siam, auf der Malayiſchen Halbinſel und, an Zahl abnehmend, auf den drei nächſtliegenden großen Fnſeln Ceylon, Sumatra und Borneo. Fn manchen Gegenden bereits ausgerottet oder doh ſehr gelichtet, lebt der Elefant innerhalb des angegebenen Verbreitungsgebietes noch in allen größeren und zuſammenhängenden Waldungen, im Gebirge wie in der Ebene. Ob die auf Ceylon, Sumatra und Borneo hauſenden Elefanten mit denen des Feſtlandes gleichartig ſind, oder ob ſie in der That eine beſondere Art (Elephas sumatranus) bilden, wie der ältere Schlegel, geſtüßt auf Vergleihungen des Gerippes der feſtländiſhen und Fnſelelefanten, uns verſichert, laſſen wir unentſchieden.
Dagegen kann es keinem Zweifel unterliegen, daß der afrikaniſche Elefant (Elephas africanus, Loxodon africanus) von dem aſiatiſhen unterſchieden werden muß. Alle ſeine zahlreichen einheimiſhen Namen anzuführen, geht niht an. Von den Arabern wird er Fil, amhariſ<h Sohen, tigriſ<h Harmas, von den Galla Arba, im Oſten und Süden Ndembo, Tembo, Nſovu, Dſou, Fndlovu 2c., im Weſten Ndembo, Nſao oder Nſau, Nſamba 2c. von den Herero Ondyon, von den Nama Koab (mit Shnalzlaut) genannt. Er übertrifft den aſiatiſhen Verwandten an Größe, aber ſeine Geſtalt iſt im ganzen unſchöner, obwohl zu erwarten iſ, daß wir auh bei ihm nach der äußeren Erſcheinung