Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3
726 Fünfzehnte Drdnung: Gabeltiere; zweite Familiz: S<hnabeltiere.
Vorderpfoten waren häufig in der entſprehenden Bewegung. Sette ih ſie am Tage auf den Boden, ſo ſuchten ſie ein dunkles Ruhepläßchen und in dieſem oder in ihrem Gefängniſſe ſchliefen ſie bald zuſammengerollt ein, zogen jedoch ihren gewöhnlichen Ruheplat jeder anderen Stelle vox. Anderſeits geſhah es wieder, daß ſie ein Bett, nachdem ſie es tagelang inne gehabt, aus einem launiſchen Einfalle verließen und hinter einer Kiſte oder fonſt an einex dunkeln Stelle blieben. Schliefen ſie re<t feſt, ſo konnte man ſie betaſten, ohne daß ſie ſi< ſtören ließen.
„Eines Abends kamen meine beiden leinen Lieblinge gegen die Dämmerſtunde hervor und fraßen wie gewöhnlih ihr Futter; dann aber begannen ſie zu ſpielen wie ein Paar junge Hunde, indem ſie einander mit ihrem Schnabel angriffen, ihre Vorderpfoten erhoben, übereinander wegfletterten 2c. Fiel bei dieſem Kampſe einer nieder, und man erwartete mit Beſtimmtheit daß er ſih ſchleunigſt erheben und den Kampf erneuern würde, ſo kam ihm wohl der Gedanke , ganz ruhig liegen zu bleiben und ſi<h zu fraßen, und ſein Mitkämpe ſah dann ruhig zu und wartete, bis das Spiel wieder anfing. Beim Herumlaufen waren ſie außerordentlich lebendig; ihre Äuglein ſtrahlten, und die Öffnungen ihrer Ohren öffneten und ſ{loſſen ſi< ungemein ſchnell. Sie können, da ihre Augen ſehr ho< am Kopfe ſtehen, niht gut in gerader Linie vor ſi ſehen, ſtoßen daher an alles an und werfen häufig leichte Gegenſtände um. Oft ſah ih ſie den Kopf erheben, als ob ſie die Dinge um ſi her betrachten wollten; mitunter ließen ſie ſih ſogar mit mir ein: ih ſtreichelte oder fragte ſie, und ſie ihrerſeits ließen ſi< dieſe Liebkoſungen gern gefallen oder biſſen ſpielend nah meinem Finger und benahmen ſi< überhaupt auch hierin gänzlih wie Hündchen. Wenn ihr Fell naß war, kämmten ſie niht nur, ſondern pußten es genau ſo wie eine Ente ihre Federn. Es wurde dann au< immer viel ſhöner und glänzender. That ich ſie in ein tiefes Gefäß voll Waſſer, ſo ſuchten ſie ſehr bald wieder herauszukommen; war dagegen das Waſſer ſeicht und ein Raſenſtü>k in einer Ee, ſo gefiel es ihnen ausnehmend. Sie wiederholten im Waſſer genau dieſelben Spiele wie auf dem Fußboden, und wenn ſie müde waren, legten ſie ſh auf den Raſen und kämmten ſi<h. Nach der Reinigung pflegten ſie im Zimmer ein Weilchen auf und ab zu gehen und ſi dann zur Ruhe zu begeben. Selten blieben ſie länger als 10—15 Minuten im Waſſer. Auch in der Nacht hörte ih ſie man<hmal knurren, und es ſchien, als wenn ſie ſpielten oder ſih balgten, aber am Morgen fand ich ſie dann immer ruhig ſ{<lafend in ihrem Neſte.
„Anfangs war ich geneigt, ſie als Nachttiere zu betrachten; ih fand jedoh bald, daß ihr Leben ſehr unregelmäßig iſt, indem ſie ſowohl bei Tage als. bei Nacht ihre Ruheſtätte zu völlig verſchiedenen Zeiten verließen; mit dem Dunkelwerden ſchienen ſie jedoh lebendiger und laufluſtiger zu werden. Nux zu dem ſicheren Schluſſe konnte ih kommen, daß ſie ebenſogut Tag- wie Nachttiere ſind, obwohl ſie den kühlen, düſteren Abend der Hiße und dem grellen Lichte des Mittags vorziehen. Es war nicht bloß mit den Jungen ſo, auch die Alten zeigten ſich gleih unzuverläſſig. Manchmal ſchliefen ſie den ganzen Tag und wurden in der Nacht lebendig, manchmal war es umgekehrt. Dſt ſchlief das eine, während das andere umherlief. Manchmal verließ das Männchen zuerſt das Neſt, und das Weibchen {lief fort; war jenes des Laufens und des Freſſens ſatt, ſo rollte es ſih wieder zum Schlafen zuſammen, und dann fam die Reihe an das Weibchen; ein andermal jedoh kamen ſie plößlih zuſammen hervox. Eines Abends, als beide umherliefen, ſtieß das Weibchen ein Quieken aus, als wenn es ſeinen Gefährten riefe, der irgendwo im Zimmer hinter einem Hausgeräte verſte>t war. Ex antwortete augenbli>li< in ähnlihem Tone, und das Weibchen lief nah der Stelle von welcher die Antwort kam.
„Höchſt poſſierlih war es, die ſeltſamen Tiere gähnen oder ſich re>en zu ſehen. Sie
ſixe>ten dabei die Vorderpfoten von ſih und dehnten die Shwimmhäute ſoweit wie möglich