Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

660 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiunddreißigſte Familie: Kolibris.

ein Rohr, worin die Zunge liegt. Nach hinten hebt ſih der Firſt als ſtumpfe Kante aus der Shnabelfläche hervor und zeigt neben ſich eine ſeichte Furche, die zwar als Naſengrube anzuſehen iſt, aber die Naſenlöcher nicht enthält; denn dieſe, feine, langgezogene Längsſpalten, liegen niht in ihr, ſondern viel weiter nah außen, unmittelbar neben dem Schnabelrande. Der enge, ſhmale, von na>ter Haut ausgefüllte Kinnwinkel reiht mehr oder weniger in den Unterſchnabel hinab, bei kurzen Schnäbeln ziemlich bis zur Mitte. Auffallend klein und zierlih gebaut ſind die Füße. Der Lauf hat mitunter no< Befiederung, die indeſſen mehr anliegt als abſteht. Die Zehen ſind bald völlig getrennt, bald am Grunde etwas verwachſen und mit kurzen Tafelſchildern gede>t, die Krallen ungemein ſcarf, ſpizig und beinahe ebenſolang, in einzelnen Fällen faſt länger als die Zehen ſelbſt. Die Flügel ſind lang, meiſt \{hmal und etwas ſichelförmig gebogen. Die erſte Schwinge iſt immer die längſte, hat auh gewöhnlih einen ſtärkeren Schaft als die übrigen und fällt insbeſondere noh dadurch auf, daß die untere Schafthälfte ſih, bei manchen Arten wenigſtens, ungewöhnli<h ausbreitet. Man zählt neun oder regelmäßiger zehn Federn an der Hand, aber nur ſe<s3 am Armteile des Flügels. Von den leßteren ſind die vier vorderen gleich lang, die zweithinterſten ſtufig abgekürzt; doh erreichen jene vier niht ganz die Länge der leßten Handſchwingen. Der Schwanz beſteht immer aus zehn Federn; ſie aber ſind außerordentlich verſchiedenartig gebildet. Sehr viele Arten haben einen Gabelſhwanz; die äußerſten Federn verlängern ſih jedo<h mehr oder weniger über die mittleren, bei einzelnen ſo, daß ſie das Sehs- und Mehrfache von deren Länge erreichen, bei anderen nur wenig. FJhre Fahnen ſind bei den einen der ganzen Länge nach ziemlich gleih oder gegen das Ende hin bis zu einem kaum bemerklihen Saume verkümmert, an deren Spiße aber wiederum zu einer rundlichen Scheibe verbreitert, ſo daß der Shwanz dadurch ein Anhängſel erhält, wie es ähnli z. B. der Flaggendrongo zeigt, bei den anderen dagegen ungemein ſ{<mal, und die ganzen Federn erſcheinen gleichſam nur als Schäfte, an denen beiderſeits ein Säumcen zu ſehen iſt. Nicht ſelten kommt es vor, daß die Steuerfedern geradezu verkümmern, d. h. zu Gebilden geworden ſind, die man eher Stacheln als Federn nennen möchte. Ebenſo bemerkt man, daß der Schwanz gegabelt, aber nah außen hin doh abgerundet iſt, ſo daß die Enden der Steuerfedern ausgebreitet eine Bogenlinie darſtellen. Bei anderen endlich iſ der Shwanz einfach abgerundet; die Mittelfedern ſind dann entſchieden die längſten. Das Gefieder iſ ziemlih derb und im Verhältnis zur Größe des Vogels reichlich, beſitzt faſt gar keine daunigen Beſtandteile und bekleidet den Leib durchaus nicht gleihmäßig, ſondern verlängert ſich an verſchiedenen Stellen. So tragen einzelne Kolibris längere oder fürzere Kopfhauben, andere verlängerte Bruſtkragen oder bartähnliche Federbüſchel 2c. Rund um das Auge bleibt ein ziemlih breiter Ning na>t. Die Augenlidränder ſind mit kleinen ſhuppenartigen Federn anſtatt der Wimpern beſeßt. Das Kleid unterſcheidet ſi je nah Geſchle<t und Alter mehr oder weniger, und zwar nicht bloß hinſichtlich ſeiner Färbung, ſondern auch bezüglih der Shmu>federn. Ob nur einmaliger Federweſel ſtattfindet oder ob die Kolibris einer doppelten Mauſer unterworfen ſind, konnte mit Gewißheit noh niht feſtgeſtellt werden.

„Von dem inneren Baue des Kolibris“ ſagt Burmeiſter, deſſen Darſtellung ih auh im Vorſtehendenge folgt bin „ſind die Hauptzüge bekannt. Das Gerippe iſt ungemein zierli gebaut, das des Numpfes größtenteils luftführend. Der Schädel hat ſehr große Augenhöhlen, deren Scheidewand durchbrochen zu ſein ſcheint. Jm Halſe ſind 12—13 Wirbel vorhanden, im Rü>ken gewöhnlich 8 mit ebenſovielen Rippen. Die Gabel iſt kurz, fein, hat keinen Stiel und verbindet ſi niht mit dem Bruſtbeine. Leßteres wird nach hinten zu merklih breiter, iſt dort abgerundet und niht mit Buchten oder Lücken verſehen. Der ungemein hohe Kamm tritt ſtark nah vorn hervor. Das BVe>ken nähert ſich dur ſeine kurze,