Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1
Salangane: Höhlen. Neſter. Ernte. Wert. Verwendung. 731
brütenden Vögel abends zwiſchen 8 und 9 Uhr ankommen würden. Wir beauftragten ihn, dieſe Zeit abzuwarten und einige von den Tieren für uns zu fangen. Er kehrte am folgenden Morgen zu uns zurü> und brachte uns mehrere lebende Salanganen, die er im Neſte gefangen hatte, wie er ſagte, erſt um 9 Uhr abends. Die Vögel mußten alſo aus großer Ferne herbeigekommen fein, da ſie drei volle Stunden nah Sonnenuntergang unterwegs geweſen waren. Jn einer anderen Höhle, die ih ſpäter, im März, beſuchte, fand ih ungefähr 50—100 Neſter und in einigen von ihnen Eier. Wenige dieſer Neſter waren alt, die meiſten friſ<h gebaut. Etwa 20 Paare der Vögel mochten vorhanden ſein. Bei Dardſchiling erſcheint die Salangane zuweilen in großen Maſſen, nah Ti>kels Angabe im Auguſt als Zugvogel, der in ſüdweſtlicher Richtung dahinſtreiht. F< habe ſie aber auh no< im Oktober und ebenſo zu anderen Zeiten geſehen, immer in zahlreichen Shwärmen, die ſih über einen beträchtlihen Teil des Bodens verteilten und hier mit großer Schnelligteit hin- und herflogen.“
Außer auf Java erntet man auch an verſchiedenen anderen Pläßen, eigentlich im ganzen indiſchen Jnſelmeere, Salanganenneſter, ſo daß den Schäßungen der Reiſenden zufolge alljährlih Millionen von ihnen na< China ausgeführt werden und der Geſamtwert der Ausbeute ungefähr 6 Millionen Mark beträgt.
Aus den Berichten von R. Abercromby, der im Fahre 1885 die Höhlen im Hügel von Gomanton auf Borneo beſuchte, iſt das Vorſtehende in mancher Hinſicht zu ergänzen. Zu Gomanton bewohnen, ebenfalls gemeinſhaftli<h mit Fledermäuſen, die Salanganen zwei übereinander gelegene Höhlen, von welchen die untere einen etwa 130 m, die obere einen zwiſchen 200 und 300 m hohen Raum bildet. Auch hier werden die Neſter in der bereits geſchilderten Weiſe ſelbſt an den in ſ{<hwindelerregender Höhe der Decke befindlichen Stellen eingeſammelt. Die in den Höhlen angeſiedelten Neſterpflü>er verſierten Abercromby, daß zwei Arten der Vögel weiße oder helle Neſter, eine dritte Art aber ſhwarze Neſter anlege; auch brachten ſie ihm dreierlei nah ihrer Größe deutlich unterſcheidbare Eier, die von den drei Arten der Salanganen gelegt ſein ſollten. Wenn es ſi wirklih ſo verhielte. meint unſer Gewährsmann, müſſe man annehmen, daß die eine Art mit den größten Eiern weiße, die mit den mittleren Eiern rötlihe und die mit den kleinſten Eiern dunkle Neſter verfertige. Er erwähnt aber ſogleich, daß er auf den Philippinen einen deutſchen Pflanzenſammler, Robellin, geſprochen habe, der die Neſthöhlen auf der Jnſel Palawan aus eigner Anſhauung kannte und ihm die Angaben der dort beſchäftigten Neſterpflücker mitteilte. Dana ſollen alle Neſter, die weggenommen werden, ehe ſie Eier enthalten, weiß, die dann gebauten aber rot und erſt die zum dritten Male gebauten ſchwarz ſein. Als eine Beſtätigung dieſer Mitteilungen könnten auh Bampfyldes Angaben in ſeinem Berichte über die Neſthöhlen zu Gomanton betrachtet werden, wona<h man eine größere Menge ſchöner weißer Neſter erntet, wenn viermal ſtatt zweimal im Jahre gepflüct wird. Auch ſcheint für ausgemacht zu gelten, daß zu Gomanton die Neſter aus der oberen Höhle reiner in Farbe und deswegen wertvoller find als die aus der unteren Höhle, und daß ſogar in demſelben Raume die von den höchſten Wölbungen gepflückten Neſter eine viel feinere Beſchaffenheit aufweiſen als die von den tiefer liegenden Stellen der Wände gewonnenen.
Ein engliſches Pfund der beſten weißen Neſter wird, laut Abercromby (1885), an der Nordküſte von Borneo ſhon mit wenigſtens 50 Mark, in Hongkong aber mit 200 Mark bezahlt. Etwa 70 Neſter wiegen 1 Pfund, und 3 Neſter ſind nötig, um Suppe für eine Perſon zu kochen. Ein Pfund der mannigfaltig verunreinigten ſ{<warzen Neſter wird bloß mit 2—3 Mark bezahlt. Die roten Neſter haben, je nach ihrer Beſchaffenheit, nur die Hälfte oder zwei Drittel des Wertes der weißen Neſter.