Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

62 Erſte Drdnung: Baumvögel; erſte Famlie: Sänger.

erworben, welche über die Zierlihkeit ſeiner Bewegungen, ſeiner Farbenſhönheit und ſauberen Haltung des Gefieders den andere ſtörenden Lo>ton vergeſſen.

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Wieſenſ<hmätßer (Pratincola) nennt man kleine, buntfarbige, etwas plump gebaute Mitglieder der Unterfamilie mit verhältni8mäßig kurzem und di>em, rundem S<hnabel, mittellangen Flügeln, in denen die dritte Schwinge die längſte und der vierten faſt gleich lang iſt, kurzem, ſ{hmalſederigem Shwanze und hohen, ſ<lankläufigen Beinen.

Das Braunkehlc<hen oder Kohlvögelchen, Braunellert, Krautlerche 2c. (Pratincola rubetra, Motacilla, Sylvia, Saxicola, Oenanthe und Fruticola rubetra. Abbildung S. 63), die bei uns zu Lande häufigſte Art der Gattung, iſt auf der Oberſeite ſchwarzbraun, wegen der breiten roſtgrauen Federränder gefle>t, auf der Unterſeite roſtgelblihweiß, am Kinne und neben dem Vorderhalſe, über den Augen und auf der Flügelmitte weiß. Beim Weibchen ſind alle Farben unſcheinbarer; der Augenbrauenſtreifen iſt gelblich und der lite FlügelfleŒen wenig bemerkbar. Die Jungen ſind auf der roſtfarben und grau\<hwarz gemiſchten Oberſeite roſtgelblih in die Länge geſtreift, auf der blaßroten Unterſeite mit roſtgelben Fle>en und grauſhwarzen Spißenrändern gezeihnet. Das Auge iſt dunkelbraun, S<hnabel und Füße ſind ſhwarz. Die Länge beträgt 14 die Breite 21, die Fittichlänge 9, die Shwanzlänge 5 cm. -

Das Schwarzkehl<hen oder der Shollenhüpfer (Pratincola rubicola, indica und saturatior, Motacilla, Sylvia und Oenanthe rubicola, Saxicola rubicola, indica und hemprichii, Abbildung S. 63) iſ etwas größer und ſchöner gefärbt. Oberſeite und Kehle ſind ſhwarz, die unteren Teile roſtrot, Bürzel und Unterbauch ſowie ein Flügel: und ein Halsſeitenfle>en reinweiß. Das Weibchen iſt oben und an der Kehle grauſhwarz, auf der Unterſeite roſtgelb, jede Feder der Oberſeite roſtgelb gerandet.

Das Braunkehlchen iſt in allen Ebenen Deutſchlands und der benahbarten Länder, na< Norden hin bis zum 67. Grade, ſehr häufig, kommt außerdem in Nord- und Südeuropa, auh im weſtlichen Aſien vor und beſucht im Winter Afrika und Jndien. Bei uns erſcheint es erſt Ende April und verweilt hier höchſtens bis Ende September; in Spanien hingegen ſicht man es während des ganzen Jahres; ja, ſhon Großbritannien verläßt es während des Winters niht mehr. Das Schwarzkehlchen, im allgemeinen in Deutſchland ſeltener als die verwandte Art und mehr im Weſten unſeres Vaterlandes heimiſch, bewohnt die gemäßigten Länder Europas und Aſiens, nah Norden hin bis zur Breite Südſchwedens, und wandert im Winter bis na< Jnnerafrika und Jndien.

Wieſen, welche von Bächen dur<hſchnitten werden oder in der Nähe von anderen Gewäſſern liegen, an freies Feld oder an Waldungen grenzen und mit einzelnen niederen Gebüſchen beſtanden ſind, bilden die beliebteſten Aufenthaltsorte der Wieſenſhmäßer. Sie meiden die Öde und finden ſi<h aus\{<ließli< im bebauten Lande. Je fruchtbarer eine Gegend iſt, um ſo häufiger trifft man ſie an. Während der Brutzeit halten ſie feſt an den Wieſen, nach ihr wenden ſie ſih dem Felde zu und treiben ſi hier am liebſten auf Kartoffel- oder Krautä>kern umher. Da, wo ſie vorkommen, wird man ſie ſelten überſehen; denn ſie wählen ſich ſtets erhabene Punkte zu ihren Ruheorten und ſpähen von dieſen nah Beute aus.

Es läßt fih nicht verkennen, daß die Wieſenſhmäßer langweiliger ſind als andere Arten der Familie; immerhin aber gehören ſie zu den munterſten, bewegungsluſtigſten, unruhigſten und hurtigſten Vögeln unſeres Vaterlandes. Auf der Erde hüpfen ſie ſchnellen