Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
Uferſhnepfen. Schnepfenlimoſe. 21
wohllautenver, mehr flötenartig, wie „tabie tabie“. Keiner der Laute kann ſih an Vollklang mit dem der Waſſerläufer im engeren Sinne meſſen.
Das Betragen der Limoſen läßt auf ſcharfe Sinne und viel Verſtand ſchließen. Zuweilen trifft man einzelne an, die ſich gar nicht ſcheu zeigen; die Mehrzahl aber weicht dem Jäger ſorgfältig aus und unterſcheidet ihn ſicher von anderen ungefährlihen Menſchen. Eine Geſellſchaft iſt immer ſcheu, ſie mag ſich aufhalten, wo ſie will; die einzelnen werden es ebenfalls, wenn ſie Verfolgungen erfahren, und nicht bloß dann, ſondern auch da, wo ſie ſich zum Führer ihrer kleinen Verwandtſchaft aufwerfen. Naumann ſagt, daß gewöhn‘li die jüngeren Uferſchnepfen zu dieſer Ehre kämen; ih glaube beobachtet zu haben, daß Alte wie Junge benußt werden. Am Menſaleh ſah ich ſelten eine Uferſchnepfe ohne die übliche Begleitung der verſchiedenſten Strandläufer und Negenpfeifer, die jeder Bewegung des großen Führers folgten und ſih ihm überhaupt in jeder Hinſicht unterordneten. Andere Waſſerläufer geſellen ſih dieſen Vereinen nicht bei, gerade als ob ſie beweiſen wollten, daß ſie in gleichem Grade wie die Uferſchnepfen fähig wären, andere zu führen.
Würmer und Kerbtierlarven oder ausgebildete Kerfe, kleine Muſcheln, junge Krebſe und Fiſchchen bilden die Nahrung der Limoſen; große Beute vermögen ſie niht zu verſ{lingen. Ob ihr Shnabel wirklih, wie man angenommen, ſo feinfühlend iſt, daß ſie ohne Hilfe des Geſichtes ihre Nahrung entde>en, ſteht dahin. '
Über die Fortpflanzung der Pfuhlſchnepfe ſind die Berichte noh immer äußerſt dürftig und unſicher; von der Uferſchnepfe dagegen wiſſen wir, daß ſie in Jütland, Holland, Polen meiſt geſellig brütet und auf einer etwas erhöhten Stelle in tiefen und großen Sümpfen und Moräſten oder naſſen, moorigen Wieſen ihr Neſt anlegt: eine einfache, mit Gewürzel und Grashalmen ausgelegte Grube, die Ende April 4 große, durhſchnittli<h 55 mm lange, 38 mm dide, bauchige auf graugelblichem, bräunlichem, dunkel ölgrünem oder roſtbraunem, immer trübem Grunde mit großen und kleinen Fle>en, Stricheln und Punkten von aſh grauer, erdbrauner, dunkelbrauner Färbung gezeichnete Eier enthält. Beide Eltern brüten abwechſelnd und hingebend, umfliegen unter lautem, Éläglichem Geſchrei jeden Störenfried, welcher ſih dem Neſte naht, führen auh die Fungen gemeinſchaftlich.
In der Gefangenſchaft benehmen ſih die Limoſen wie andere Waſſerläufer gehen leicht ans Futter, gewöhnen ſi bald ein, lernen ihren Wärter kennen und halten ſi<h jahrelang vortrefflich.
Eine ausländiſche Limoſe, die als Übergangsglied zwiſchen Waſſerläufer und Schnepfen angeſehen wird und deshalb Schnepfenlimoſe genannt werden mag (Macrorhamphus griseus, punctatus und scolopaceus, Scolopax grisea und paykullii, Limosa orisea unD scolopacea, Totanus naveboracensis, Limnodromus griseus), verdient aus dem Grunde Erwähnung, weil ſie ſich wiederholt nah Europa und zwar Großbritannien und Frankreih verflogen hat. Sie vertritt die Gattung der Schnepfenläufer (Macrorhamphus) und fennzeihnet ſih hauptſächlich durch ihre hochläufigen Beine, eine Bindehaut zwiſchen der äußeren und mittleren Zehe, den zwölffederigen Shwanz und das je nach der Jahreszeit abändernde Gefieder. Leßteres iſt im Hochzeitsfleide auf rötlihbraunem, unterſeits lichterem Grunde dur< dunkelbraune Fle>en und fahlgraue Ränder gezeichnet, am Vorderhalſe und auf dem Bauche faſt einfarbig, auf dem Bürzel vorherrſchend grau, dunkler quergewellt; ein breiter roſtgelber Brauen- und ein ſhmaler dunkler Zügelſtreifen zieren den Kopf, breite ſhwarze Querbänder die, mit Ausnahme der beiden mittleren roſtroten, weiß gefärbten Shwanzfedern und Unterflügelde>en, wogegen die Handſhwingen
einfarbig ſ<warzgrau und die Armſhwingen nur an der Spiße ſhmal weißlich geſäumt