Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
Kampfläufer: Verbreitung. Weſen. Stimme. Kampfſpiele. 25
eine ſtolze, ſelbſtbewußte, der Flug ſehr ſ{<hnell, viel ſhwebend, durch leichte und raſche Schwenkungen ausgezeichnet. Bis gegen die Brutzeit hin vertragen ſih die Kampfläufer ſehr gut, zeigen ſih geſellig, halten treu zuſammen, miſchen ſich au<h wohl zuweilen, immer aber nur für kurze Zeit, unter ähnliches Geflügel und treiben ſi< munter in einem beſtimmten Gebiete umher, zu regelmäßigen Tageszeiten bald an dieſer, bald an jener Stelle ſich beſchäftigend. Nach Art ihrer Verwandten ſind ſie munter und rege, noch ehe der Tag angebrochen und bis tief in die Nacht hinein, bei Mondſchein auh während der ganzen Nacht, ſhlafen und ruhen alſo höhſtens in den Mittagsſtunden. Morgens und abends beſchäftigen ſie ſih eifrig mit Aufſuhung der Nahrung, die in dem verſchiedenſten Waſſergetiere, aber auch in Landkerfen und Würmern und ebenſo in mancherlei Sämereien beſteht. Jn Fndien freſſen ſie, ſolange ſie ſi< in der Winterherberge aufhalten, faſt ausſcließli< Reis; in Agypten wird es niht anders ſein, da ih ſie dort ebenfalls oft in Reisfeldern gefunden habe. Solange ſie Nahrung ſuchen, pflegen ſie ſehr ruhig und ſtill dem wichtigen Geſchäfte nahzugehen; man vernimmt dann höchſtens beim Auſffliegen ihre ſehr ſ{<wache Stimme, die wie ein heiſeres „Kak kak“ klingt. Mit Einbruch der Naht werden ſie rege und ſhwärmen nun ſcheinbar zu ihrem Vergnügen oft längere Zeit umher.
Dieſes Betragen ändert ſih gänzlich, ſobald die Paarungszeit eintritt. Fet bethätigen ſie ihren Namen. Die Männchen kämpfen und zwar fortwährend, ohne wirklich erflärliche Urſache, möglicherweiſe gar niht um die Weibchen, wohl aber um eine Fliege, einen Käfer, einen Wurm, um einen Sißplaß, um alles und nichts; ſie kämpfen, gleichviel ob Weibchen in der Nähe ſind oder ob ſie keine ſolchen ſehen, ob ſie ſi ihrer vollen Freiheit erfreuen oder in der Gefangenſchaft befinden, ob ſie erſt vor wenigen Stunden ihre Freiheit verloren oder ſchon jahrelang im Käfige gelebt haben; ſie kämpfen zu jeder Tageszeit , kurz, unter allen Umſtänden. Fm Freien verſammeln ſie ſih auf beſonderen Pläzen, die da, wo die Vögel häufig vorkommen, 500—600 Schritt voneinander entfernt liegen, alljährlih wieder aufgeſuht und benußt werden und ſih wohl infolge der beſtändigen Benußung, niht aber an und für ſih von dem umliegenden Boden unterſcheiden. Eine etwas erhöhte, immer feuchte, mit kurzem Raſen bede>te Stelle von 1,5—2 m Durhmeſſer wird zum Kampfplaßze ausgewählt und nun täglich von einer gewiſſen Anzahl Männhen mehrmals beſucht. Hier erwartet jedes den Gegner, und mit ihm kämpft es. Bevor die Federn des Kragens ſih niht ausgebildet haben, erſcheint kein Kampfläufer auf dem Walplate; ſowie er aber ſein volles Hochzeitskleid angelegt hat, findet er ſih ein und hält nun mit einer bewunderungswürdigen Zähigkeit an ihm feſt.
„Das zuerſt angekommene Männchen“, ſchildert Naumann trefflih und wahr, „ſchaut ſi< verlangend nah einem zweiten um; iſt dieſes angelangt und nicht gerade raufluſtig, ſo wird ein drittes, viertes 2c. abgewartet, und bald gibt es nun Streit. Es haben ſich die Gegner gefunden, ſie treffen ſih, fahren aufeinander los, kämpfen eine kurze Zeit miteinander, bis ſie erſhöpft ſind, und jeder nimmt ſein erſtes Pläßchen wieder ein, um ſich zu erholen, friſhe Kräfte zu ſammeln und den Kampf von neuem zu beginnen. Dies geht ſo fort, bis ſie es überdrüſſig werden und ſi<h vom Plate entfernen, jedoch dies gewöhnlih nur, um re<ht bald wiederzukommen. Fhre Balgereien ſind ſtets nur eigentliche Zweikämpfe; nie kämpfen mehrere zugleih gegeneinander; aber es fügt ſih oft, wenn mehrere am Plage ſind, daß zwei und drei Paare, jedes für ſih, zugleih kämpfen und ihre Stehbahnen ſi< durchkreuzen, was ein ſo wunderlihes Durcheinanderrennen und Gegeneinanderſpringen gibt, daß der Zuſchauer aus der Ferne glauben möchte, dieſe Vögel wären alle toll und vom böſen Geiſte beſeſſen. Wenn ſi<h zwei Männchen gegenſeitig auf das Korn genommen haben, fangen ſie zuerſt, noh aufrecht ſtehend, zu zittern und mit dem Kopfe zu ni>en an, biegen nun die Bruſt tief nieder, ſo daß der Hinterleib höher