Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3
30 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Regenpfeifer.
Das Winterkleid ähnelt dem des Sumpſwaſſerläufers ſehr; die Oberſeite iſt jedoch dunkler als bei jenem.
Das Brutgebiet des Sumpfwaſſerläufers umfaßt ganz Europa, vielleicht mit Ausnahme JZslands und der Faröer, Klein-, Nord- und Mittelaſien, das Wandergebiet erſtre>t ſich bis zum Kaplande und Fndien, einſchließlich ſeiner benachbarten Jnſeln. Der Moorwaſſerläufer vertritt ihn oder geſellt ſih ihm im Norden der Alten Welt, bewohnt auh Jsland und die Faröer und durhwandert ganz Europa, Aſien und Afrika. Jn der Neuen Welt ſind beide Arten noh niht beobachtet worden. |
Bei uns zu Lande, mindeſtens in Norddeutſchland, brütet der Sumpfwaſſerläufer, auf deſſen Lebensſchilderung ih mi< wiederum beſchränke, an allen geeigneten Orten, iſt hier auch nicht ſelten, nirgends aber ſo häufig wie in Skandinavien, Rußland Südſibirien und Turkiſtan. Er meidet Gebirge und Wälder, ſiedelt ſich in der freien Ebene aber überall an, wo es größere oder viele ſtehende Gewäſſer, Brüche und Sümpfe gibt, und nimmt ebenſogut an der Seeküſte oder an Strom- und Flußufern wie auf naſſen Wieſen oder Viehweiden ſeinen Sommerſtand. An der See überwintert ex nicht ſelten; Brutplätze des Binnenlandes dagegen verläßt er ſofort nah beendeter Brut, um fortan zunächſt in der Umgegend auf und nieder zu ſtreichen. Jm Auguſt beginnt, im Oktober beendet er ſeinen Wegzug, im März, zuweilen ſchon in den erſten Tagen, regelmäßiger in der Mitte des Monats, kehrt er zurü>. Auch er reiſt des Nachts, aber nur im Frühlinge einigermaßen eilfertig, im Herbſte dagegen langſam, gemächlich, den Flüſſen oder der Küſte folgend und auf nahrungsreichen Örtlichkeiten oft tagelang verweilend.
Obwohl ebenfalls behende und gewandt, ſteht er doh anderen Waſſerläufern in beiden Beziehungen ebenſo wie hinſichtli<h der Anmut und Gefälligkeit merklih nah. Jedoch ſchreitet auch er raſh und zierlih einher, ſ<hwimmt, ſelbſt ungezwungen, nicht ſelten, fliegt leicht und ſ{hnell und gefällt ſich, zumal während der Paarungszeit, allerlei Shwenkungen auszuführen, zu kreiſen und ſ{hwebend ſtre>enweit dur< die Luft zu gleiten. Seine Loſtimme iſt ein wohlklingender Doppellaut, der dur<h „djaü“ oder „djüü“ ungefähr ausgedrückt werden mag, ſein Warnungsruf dem vorigen ähnlich, aber länger gezogen, der Ausdru> ſeiner Zärtlichkeit das allen Waſſerläufern eigne „Dü> dü>k“ der Schre>ensſchrei ein unangenehmes Kreiſchen, der Paarungsruf, der immer nur im Fluge ausgeſtoßen wird, ein förmlicher, jubelnder Geſang, den Silben „Zdlidl dlidl dlidl“ etwa vergleihbar. Seinesgleichen gegenüber wenig geſellig, kommt er doh bei Gefahr und Not ſchreiend herbeigeflogen, als wolle er helfen, raten, warnen, und ebenſo wirft er ſi<h zum Führer anderer Strandvögel auf. Auch er iſt ſcheu, aber weit weniger flug und vorſichtig als der Glutt. Wohl unterſcheidet er den Jäger von dem Hirten, den Mann vom Kinde, läßt ſih jedo<h leicht berü>en und ſeßt am Brutplate ſein Leben gewöhnlih dreiſt aufs Spiel.
Seine Nahrung, im weſentlichen wohl dieſelbe, die der Glutt genießt, ſucht er am Rande der Gewäſſer oder im Sumpfe auf, watet daher, ſoweit ſeine Beine geſtatten, ins Waſſer, taucht auch oft mit dem Vorderteile des Leibes unter, um zu tiefer verſte>ter Beute zu gelangen; ebenſo aber betreibt er Kerbtierjagd auf Feldern und tro>enen Wieſen.
Sofort nach ſeiner Ankunſt ſchreitet er, da er meiſt wohl ſchon gepaart eintrifft, zur Fortpflanzung. Das Neſt, eine mit wenigen Halmen ausgekleidete Vertiefung, ſteht meiſt niht weit vom Waſſer entfernt, womöglih mitten im Sumpfe, zwiſchen Binſicht, Seggen und Gras, und enthält gewöhnli<h ſhon in der Mitte des April das volle Gelege. Die Eier ſind verhältnismäßig groß, durhſchnittli<h 48 mm lang, 30 mm di>, kreiſelförmig, glattſchalig, feinkörnig, glanzlos und auf bleih bräunlih- bis trübe o>ergelbem Grunde mit vielen, mehr oder minder dicht ſtehenden, ſehr verſchieden großen Tüpfeln, Fleœen und