Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

36 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Regenpfeifer

bei herannahender Gefahr überaus beſorgt um Eier und Junge, gebrauchen, wenn lettere bedroht oder gefangen wurden, alle Künſte der Verſtellung, greifen ſogar, falls dieſe nihts fruchten, den Störenfried mutig an. Die Fungen, anfänglih höchſt ungeſchi>te Geſchöpfe, wachſen raſh heran, ſchlagen ſih dann mit anderen Familien in Flüge zuſammen und beginnen von Ende Auguſt an zu wandern.

Da die Nahrung des Hochlandwaſſerläufers zumeiſt aus Kerbtieren beſteht, hat ſein Wildbret ſtets einen vortrefflihen Geſhma>. Aus dieſem Grunde wird der Vogel eifrig gejagt und allherbſtlih zu Tauſenden erlegt.

ES

Nach Meves’ Unterſuchungen haben wix an dieſer Stelle einen Vogel einzureihen, der in der Regel zu den Limoſen geſtellt wird: den Terefwaſſerläufer, Kuwitri der Nuſſen (Xenus cinereus, Scolopax cinerea, sumatrana und terek, Numenius cinereus, Limicola terek, Totanus javanicus, Limosa terek, indiana und recuryirostra, Simorhynchus cinereus, Fedoa terekensis, Terekia cinerea und javanica). Er vertritt die Gattung der Limoſenläufer (Xenus) und kennzeichnet ſich dur den ſtark aufwärts gebogenen Schnabel, deſſen Länge der des Kopfes faſt zweimal gleihkommt, und durch die ſtämmigen Füße, deren Vorderzehen dur<h Bindehäute vereinigt werden. Das Gefieder iſt oberſeits aſhgrau, auf den Flügeln mehr fahlgrau, durh große ſ<hwarze Schaftfle>en gezeichnet, auf dem Bürzel grau, an den Halsſfeiten lichter als oben und dunkler längsgeſtreift, auf der Unterſeite, mit Ausnahme des gräulichen, ſhwarz längsgeſtrichelten Kropfes, weiß; die weißſchaftigen Shwingen ſind braunſhwarz, innen heller, die hinteren Hand- und alle Armſchwingen an der Spitze breit weiß geſäumt, wodurch eine Flügelquerbinde entſteht, die Schwanzfedern grau, verwaſchen dunkel geſprenkelt. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel an der Wurzel grünlich, im übrigen ſ{<warz, der Fuß grüngelb. Jm Winterkleide iſt die Oberſeite reiner grau. Die Länge beträgt 22, die Breite 42, die Fittihlänge 13, die Schwanzlänge 6 cm.

Der Terekwaſſerläufer bewohnt ſandige Flüſſe der Tundren Europas und Aſiens, vom Weißen Meere an bis Kamtſchatka, und wandert im Winter dur<h Südoſteuropa bis Fndien und Südweſtafrika, jedo<h nux ausnahmsweiſe auf der ſüdweſtlihen Zugſtraße, gehört daher in Deutſchland wie in ganz Weſt- und Südweſteuropa zu den ſehr ſeltenen Erſcheinungen. An der Dwina und anderen Flüſſen Nordrußlands iſt er häufig; im Obgebiete haben wix ihn nux an der Tſchutſchja gefunden. Seinen Aufenthalt wählt er auf flachen, ſandigen Uferſtellen fließender wie ſtehender Gewäſſer, gleichviel, ob jene Stellen fahl oder mit Weidicht beſtanden ſind. An ſchlammigen Ufern fehlt er gänzlih; wohl aber nimmt er zuweilen an der Seektüſte ſeinen Aufenthalt. Bei Archangel erſcheint er in der zweiten Hälfte, ſelten zu Anfang des Mai, und ſchreitet bald darauf zur Brut.

Bewegungen, Stimme, Weſen und Betragen ähneln dem Gebaren anderer Waſſerläufer, niht aber dem der Limoſen. Graf Hofſmannsegg und Henke geben hierüber eingehende Mitteilungen. Die helle, kräftige Stimme und der wahrſcheinlihe Paarungsruf des Männhens iſt ein voller Gurgelton. Von einem Steine, einer Baumwurzel, einem Erdhügel oder einer ſonſtigen kleinen Erhöhung herab trägt es in oft lang andauernder Wiederholung, unter lebhaften Körperbewegungen und mit anſcheinender Anſtrengung den dreiſilbigen, gegen das Ende hin gedehnten und geſteigerten Ruf „fuwitrrüü“ oder auh „girrüüüd girrriii girrüid“ vor. Bisweilen hört man ein ſanft flötendes, faſt klägliches „Hahiaaa haiaaa hahiaaa“, au< unmittelbar nah dem erſterwähnten Rufe und mit ihm in einem Gegenſage, den ſich nux derjenige vorſtellen kann, welcher die Stimme des Schwarzſpechtes genau kennt. Bei Gefahr vernimmt man ein ſcharfes „Di di>“.