Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Eis3hai: Verbreitung. Weſen. Fang. 459
Der Fang dieſes ſo freßwütigen Tieres iſt leiht. Man bindet, laut Fabricius, einen Sa> mit faulem Fleiſhe oder einen Robbenkopf an einen Haken und ſ{<leppt ihn hinter dem Schiffe her; der Eishai umſhwimmt den Köder, koſtet ihn, läßt ihn aber wieder fahren. Zieht man ihn zurü>, ſo erwaht beim Anſchein des Verluſtes ſeine Begierde; er fährt plößlih darauf los und verſchlingt ihn. Ein wahres Vergnügen iſt es nun, die Sprünge zu ſehen, die ex ma<ht, um los zu kommen. Zuerſt ſucht er die Kette abzureißen; iſt dies vergeblich, ſo ſtürzt er ſi< wütend auf ſie und zerreißt ſi< endlich ſelbſt den Magen mit dem Haken. Nachdem ſi<h „die Matroſen hinlänglih an ſeiner Qual ergößt haben“, ziehen ſie ihn in die Höhe, werfen ihm einen Stri> um den Leib und hauen ihm, noh ehe er auf das Verde> gebraht wird, Kopf und Schwanz ab, weil er mit leßterem, auh geköpft, noh gefährlih um ſih ſ<hlägt.
Der Eishaifang wird ſowohl in der Nähe der Küſten Norwegens als auch bei Spißbergen von norwegiſchen Fiſchern regelmäßig betrieben. Kükenthal und Alfred Walter haben während ihrer Reiſe mehrere erbeutet. „An einem ſtarken Haken“, ſo ſchreibt Kükenthal, „hatten wir ein Stü>k Spe> befeſtigt und vermittelſt einer Kette, dann eines Taues, in die Tiefe verſenkt. Der gefangene Hai wurde ohne weiteres aufgeſchnitten und ſeiner ungemein großen Leber beraubt. Dieſe iſt ſo thranreih, daß große Haakjerringe 2—9 norwegiſche Tonnen Thran liefern. Jm Magen fand ſih eine halb verdaute Robbe vor, ſonſt waren Fiſch- und Krebsüberreſte darin.“ Ein Ungenannter, H. B., der vollſtändig vertraut mit dem regelre<hten Eishaifang zu ſein ſcheint, ſchildert den Betrieb folgendermaßen: „Die Größe der mit Verde> verſehenen Fahrzeuge, die von Häfen der Diſtrikte Finmarken und Tromsö ausgehen, überſteigt ſelten 30 Tonnen, ihre Beſazung bilden 5—6 Mann. Das gewöhnliche Fanggerät iſt die Leine von ungefähr 1 cm im Durch: meſſer, die mittels eines Senfbleies von 3—4 kg raſ<h zum Sinken gebra<ht wird. Als Vorfach dient eine ungefähr 3 Faden lange, verzinnte eiſerne Kette, da die ſcharfe Haut des Tieres hanfene Schnüre ſofort beſhädigen würde, wenn es ſich darin verwi>elte. Die Haken ſind aus ſtarkem Eiſen oder Stahl, faſt 1 cm im Durchmeſſer. Sobald die Fahrzeuge die Vänke erreichen, wird Anker geworfen und die Angel hinuntergelaſſen, nahdem man eine durhlöcherte Kiſte mit verfaultem, ſtark riehendem Robbenſpe> 2 Faden oberhalb der Angel befeſtigt hat. Dieſer Köder fließt nun aus den Löchern heraus, wird durch die Strömung verbreitet und bewirkt, daß das Tier heranzieht, worauf es gern die Angel, die mit Robbenſpe> beködert iſt, verſhlu>t. Der Fiſcher hält die Leine in der Hand, wie dies beim Dorſchfange mit der Handſchnur geſchieht. Merkt er, daß das Tier die Angel erhaſcht hat, ſo naht er eine kräftige Bewegung mit der Hand, um den Haken ins Fleiſh eindringen zu laſſen. Sobald der Eishai ſih gefangen fühlt, rollt ex ſich in die Kette ein, und der Fiſcher zieht jezt die Shnur aus allen Kräften auf; zuweilen nimmt er zu einer kleinen Winde Zuflucht, die faſt alle Fahrzeuge an Bord haben. Wenn das Tier an der Oberfläche erſcheint, wird es mit großen Haken feſtgehalten und getötet, der Magen geöffnet und die Leber herausgenommen, nachdem man zuerſt die Schwimmblaſe mittels eines Blaſerohres mit Luft gefüllt hat, damit der Körper nicht ſinke. Dann wird leßterer am Hinterteile des Schiſſes befeſtigt. Bisweilen folgen dem gefangenen Tiere andere Stücke an die Oberfläche, und dieſe werden dann mit großen Haken ergriffen und feſtgehalten, bis man ihnen die Leber ausnehmen fann. Wenn die Fahrzeuge eine Bank verlaſſen, befeſtigt man gewöhnlich eine Boje an jedem Fiſchkörper, damit er auf der Oberfläche bleibe und nicht ſinke; er würde ſonſt von ſeinen lebenden Gefährten verſhlungen und deren Geſräßigkeit dadurch dermaßen befriedigt werden, daß ſie den Köder an den Angeln verſhmähten.
„Man trifft den Eishai niht aus\{<ließli< auf den Vänken im offenen Meere; bisweilen, namentli<h im Herbſte und im Winter, beſucht er die Fjorde und die Küſte von