Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 4
Molchfiſ<: Leben8weiſe. Trockenruhe. Gefangenleben. 481
verſ{hlingt es und kehrt wieder zu ſeinem früheren Aufenthaltsorte zurü>. Jm Kriſtallpalaſt zu London hat man mehrere Jahre lang Molchfiſhe in Gefangenſchaft gehalten und ihr Betragen genau beobachtet. Einer dieſer Fiſche lebte 3 Jahre und würde länger ausgehalten haben, hätte man ihn in ſeinem Be>en belaſſen können. Man fütterte ihn anfänglih mit Fleiſchſtü>ken, die man ihm vorwarf, nachdem man durh raſhe Bewegung der Waſſeroberfläche ſeine Aufmerkſamkeit erregt hatte; ſpäter reihte man ihm Fiſche und Fröſche zur Nahrung. Die Fleiſchbiſſen pa>te er mit ſeinen ſcharfen und kräftigen Vorderzähnen, bewegte hierauf lebhaft alle Teile ſeiner Schnauze, als ob er das Fleiſch ausſaugen wollte, biß währenddem kräftig zu, ſpie plößlih den Biſſen von ſich, faßte ihn von neuem, verfuhr wie vorher und ſlang ihn endlih hinab. Als man ihn in ein Been
Schuppenmol< (Lepidosiren paradoxa), % natürl. Größe.
brachte, das bisher von Goldfiſhen bewohnt war, begann er ſofort Jagd auf dieſe zu machen, und zwar niht nur auf die kleineren Stücke, ſondern auch auf ſolche, welche ihn an Größe übertrafen. Ungeachtet ſeiner langſamen Bewegungen nämlich wußte er ſih jedes Fiſches zu bemächtigen, den er ſi< auserſehen. Aufmerkſam beobachtete er den über ihm ſ{<wimmenden, ſchlängelte ſi< zierlih von unten herauf, bis er diht unter dem Bauche ſeines Opfers angelangt war, fuhr plößlih zu und pa>te den Fiſh gerade unter den Bruſtfloſſen, mit kräftigem Biſſe ein entſprechendes Stü>k aus deſſen Leibe reißend. Mit dieſem im Maule ſank ex hierauf wieder zur Tiefe hinab, während der tödlih verwundete Fiſh wenige Sekunden ſpäter entſeelt auf der Waſſerfläche {hwamm. In derſelben Weiſe übertölpelte er auh Fröſche, und ſo hatte er ſein reihbelebtes Becken ſehr bald entvölkert. Da man ſeiner Naubgier vollſtändig freien Lauf ließ und ihn reihlih mit Nahrung verſorgte, nahm er ſehr ſchnell an Größe und Gewicht zu: als 25 cm langer Fiſh war er ins Be>en gebracht worden, 3 Jahre ſpäter hatte er eine Länge von faſt 1m und ein Gewicht von über 3 kg erreicht.
In der Meinung, daß es ihm vielleicht notwendig oder genehm ſein möge, einen Teil des Jahres zu verſchlafen, verſorgte man dieſen Doko reihli< mit paſſendem Lehme
Brehm, Tierleben. 3, Auflage. YI]. 81