Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
10 Krebſe. Allgemeines.
Die Verdauungsorgane der Kruſtaceen zeigen eine größere Gleihmäßigkeit des Baues als die Segmentalanhänge. Faſt alle dieſe Weſen ernähren ſich aus\<ließli< von animaliſcher Koſt, ſei es von lebender in Geſtalt ganzer Tiere oder {<maroßend von deren Blute oder aber von Aas. Entſprechend dieſer Art der Ernährung iſt das Verdauungsrohr meiſt gerade und furz.
Der Mund iſt niht endſtändig, ſondern findet ſi< an der Bauchſeite etwas vom vorderen Kopfrande entfernt. Die Speiſeröhre, in welche bloß bei den Strudelfüßern Speicheldrüſen münden, führt dann bei den höheren Formen (Zehnfüßer) in einen geräumigen, mit ſeiner Wölbung nah dem Rücen gerihteten Magen, deſſen Znnenflähe mit einer Neihe von Hervorragungen, Leiſten und Zähnen verſehen iſt die dur< beſondere Muskeln bewegt werden, und wodurch das durc die Oberkiefer angefangene Kaugeſchäft fortgeſeßt wird. Allbekannt ſind die ſogenannten Krebsaugen oder Krebsſteine unſerer Flußtkrebſe, zwei linſenförmige Kalkbildungen in den Seitenteilen des Magens welche nah der jährlihen Häutung bei der Wiedererzeugung des Hautpanzers aufgebraucht werden. Vom Magen aus verläuft dur<h den Hinterleib ein faſt gerader, dünner Darm, welchen man bei den Flußkrebſen mit dem Endſtü> des Schwanzes leiht ausreißen kann, eine Dperation, welche vor dem Sieden derſelben nie verſäumt werden ſollte. Die eine Art von Bauchſpeichel erzeugende ſogenannte Leber auf beiden Seiten des Magens iſt an ihrer grünlichen Farbe und dem bei höheren Formen faſerig-lappigen Bau leiht zu erkennen. Bei den niedereren Gruppen iſt der Darmtraktus eine einfache, gleichweite Röhre, an welcher ein Magenabſchnitt niht nahweisbar iſt, und die Leber liegt hier als ein Drüſenbelag auf dem Darme.
Der Zirkulationsapparat iſt wieder ſehr verſchiedenartig entwi>elt. Ein Herz oder pulſierendes Rü>engefäß fehlt den niederen Formen bisweilen, iſt aber ſonſt an Umſang, Geſtalt und na< Anzahl ſeiner ſeitlihen Öffnungen, dur< welche das Blut in dasſelbe tritt, ſowie nah dem Grade der Entwi>elung der von ihm ausgehenden Gefäße außerordentli<h mannigfach differenziert. Bei den höheren Gruppen ſtrömt das arterielle Blut in Gefäßen eingeſchloſſen bis zu den Organen, die es zu verſorgen hat, um hier erſt in wandungsloſe Räume, ſogenannte Lakunen einzutreten und aus dieſen ſih wieder in Venen zu ſammeln, ſo daß alſo das Gefäßſyſtem faſt ein geſchloſſenes iſt.
Das Blut iſt bei den Krebstieren in der Regel farblos, bei unſerem Flußkrebs höchſtens mit einem violettlihen Scheine, bei manchen Gattungen der Hüpferlinge (Lernanthropus, Clayella und Cycnus) iſt es rot, aber alle dieſe Tiere ſaugen das Blut von Fiſchen, alſo von rotblütigen Wirbeltieren.
Beſondere Atmungsorgane können unter Umſtänden fehlen, und dann wird der nötige Sauerſtoff durch die ganze Haut aufgenommen, wenn ſie aber vorkommen, dann ſind es ausnahmslos Kiemen. Die lebteren ſind entweder fadenförmig, oder es ſind doppelwandige Platten oder richtiger ſehr ſtar? abgeflahte Taſchen, welche in verſchiedener Zahl am Grunde der Thorakal- oder wohl auch der Abdominalbeine befeſtigt ſind und im erſteren Falle meiſt in ſeitlichen Erweiterungen des Kopfbruſtſchildes liegen. Bei manchen Hüpferlingen und Larven von Zehnfüßern ſoll eine Maſtdarmatmung ſtattfinden, indem Luft dur< den After aufgenommen wird.
Das zentrale Nervenſyſtem beſteht bei gewiſſen niederen Formen einfa aus einen über dem Schlunde gelegenen Nervenknoten, von dem alle peripheren Nerven ausſtrahlen. Bei den höheren Krebſen iſt indeſſen ſeine Entwikelung weit fortgeſchritten, und erſcheint als eine deutlich differenzierte, oberhalb des Shlundes gelegene Gehirnmaſſe und ein mehr oder weniger langes und mehr oder weniger deutlih gegliedertes Bauhmark ſowie als ein beſonders gut entwieltes, ſympathiſches Nervenſyſtem.