Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6

30 Krebſe, Erſte Drdnung: Zehnfüßer;, Familie: Bogenkrabben.

Jn die Familie der Bogenkrabben zählt man die Gattungen mit breitem, vorn abgerundetem Kopfbruſtſtü>. Die meiſten ſind gute Schwimmer, und als ein Beiſpiel dieſes Typus haben wir eine Art von Thalamita abgebildet. Wir ſehen die Vorderfüße, nämlih die Scheren, ſehr verlängert; ihr Armglied, dasjenige, welches die Schere

oder Hand trägt, iſt weit über die Seitenwand des Kopfbruſtſtückes hinaus verlängert-

und am Vorderrande mit ſcharfen Stacheln beſeßt. Auch das auf dem vorhergehenden

ſizende Handglied iſt ziemlih lang und nach außen mit Stacheln bewehrt. Die folgenden-

Fußpaare ſind bedeutend kürzer, und das lebte Glied am zweiten, dritten und vierten Paare ſtielförmig und ſpiß. Beim letzten Fußpaar iſt dagegen das lezte Glied in eine breite, ovale Platte umgewandelt.

Ganz ähnliche Shwimmfüße beſißt Portunus, von wel<hem das Mittelmeer neun, die Nordſee ſe<s Arten birgt. Eine derſelben, Portunus marmoreus, findet ſi< in Venedig 3z. B. häufig auf den großen Lidodämmen, den Murazzi, wo er auf die Mauer herausſteigt, auh am Fuße der Gebäude von Venedig und im Hafen von Trieſt. „Er iſt“, ſagt von Martens (der ältere, in ſeiner „Reiſe nah Venedig‘), „außerordentlich flüchtig und ſtürzt ſich, wenn man ſih ihm nähert, glei ins Meer, ſo daß ih ganze Stunden zubrachte, ohne von hundert einen fangen zu können. Schnitt ih ihm den Weg zum Meere ab, ſo vertro<h er ſi< in den Fugen der Quaderſteine, wozu ihn jein ganz flacher Körper vorzüglih geſhi>t macht; dann drohte er mit ſeiner

Bogenkrabbe (Thalamita natator). Natürliche Größe. ſcharfen Shere und ließ ſich

lieber ſolche abreißen, als

ſi aus ſeinem Schlupfwinkel herausziehen.“ Auch die übrigen Arten dieſer Sippe ſind ſehr lebendige, pfiffige und, wenn es ſein muß, tapfere Tiere.

Auch bei Carcmus, deſſen dreilappige, über die Augenhöhle vorſpringende Stirn mit den dünnen, fünfzähnigen vorderen Seitenrändern eine Bogenlinie bildet, iſt am lezten Fußpaar das lezte Glied ſtark zuſammengedrü>t, aber ſhmal. Eine Art, Carcinus maenas, dürfte die allergemeinſte Krabbe der europäiſhen Meere ſein. Nach älteren Angaben wurden von dieſer Krabbe vom Venetianiſchen aus jährlih allein nah Jſtrien, wo ſie als Köder für die Sardellen benußt wird, jährlih 139,000 Fäßchen, jedes zu 80 Pfund, ausgeführt; 38,000 Fäßchen Weibchen mit Eiern, jedes zu 70 Pfund, und 86,000 Pfund weichſchalige (die in Öl geba>enen Molecche ſind ein Lieblingsgericht der Venetianer, und wird die masanetta, das Weibchen, höher geſhäßt als der granzo, das Männchen) wurden jährlich 1n Venedig und auf dem feſten Lande als Nahrungsmittel verkauft, und der Geſamterlös ſoll ſi< auf eine halbe Million venetianiſcher Lire belaufen haben. Es liegen mix feine neueren Ausweiſe vor. Der oben angeführte Schriftſteller ſagt: „Vom Anfang des Frühlings bis ſpät in den Herbſt werden alle Valle und Lagunen, ſelbſt die Kanäle der Stadt von vielen Millionen dieſer poſſierlihen Krabben belebt. Nähert man ſih ihm, ſo läuſt er mit großer Behendigkeit ſeitwärts über den nächſten SwWhlamm weg

E

— —— (=