Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 6
666 Urtiere. Erſte Klaſſe: Jnfuſorien; erſte Unterklaſſe: Wimperinfuſorien.
oder Vorticellen, eine der bemerkenswerteſten großen Sippen der Fnfuſorien, ſißen in der Regel feſt und beſtehen alsdann aus dem eigentlichen Körper und dem Stiele.
Alle Arten, welche keine Stö>e bilden, ſondern als Einzelindividuen auf einem ſpiralig zuſammenziehbaren Stiele ſißen, werden als Sippe Vorticella zuſammengefaßt. Unſere Abbildung zeigt in a bei mäßiger Vergrößerung eine ſolche Vorticelle in dem Zuſtande, in VA der Stiel zuſammengeſchnellt iſt, wobei in der Negel auh der Vorderkörper ſih zuf ſammenzieht und kugelig wird. Daneben (b) iſt das Tier in einer Vergrößerung, durch welche die wichtigeren carakteriſtiſ<hen Teile deutlich werden. Fm hohlen Stiele fällt ein ſtreifiges Band (m) auf, welches ſi< mit einer Muskelfaſer . vergleichen läßt. Seine Verkürzung bedingt das ſpiralige Zuſammenlegen des Stieles. Man ſieht, daß es da, wo der Stiel aus der Leibeswand hervorgeht, au< in der Körpermaſſe wurzelt. Die drei wichtigſten Organe, welche wir bei der Stylonychia kennen lernten, der Schlundtrichter (0€), die Blaſe (y) und der Fortpflanzungsförper (n), bezeugen die intime Verwandtſchaft zwiſchen den ſonſt ſo verſchieden ausſehenden Tieren, während der lippenartig gewulſtete, inwendig die langen Wimpern tragende Rand (x) eine Eigentümlichkeit der Glo>entieren iſt.
Außer der Form, wo jedes Jndividuum für \ſi< auf einem Stiele iſoliert iſt, gibt es eine zweite Hauptform, Carchesium, bei welcher der Stiel mit der Bildung von Knoſpen ſich veräſtelt und wahre Vorticellenbäume entſtehen. Jh kenne kaum ein liebliheres mifkroſkopiſhes Schauſpiel, als ſol< einen lebendig bewegten Blumenſto>, wenn bald einzelne Blumen oder die auf einem gemeinſamen Aſte befindlichen zuIM jammenzu>en, bald der ganze Baum, wie elektriſ< getroffen, zuſammenfährt, um ſi< langſam wieder M zu entfalten. Das Zuſammenſchnellen geſchieht dur es ein den hohlen Stiel durchziehendes muskfelartiges Vorticelle. a) mäßig, b) 600 mal vergrößert, VAnd, deſſen andere Formen, einzeln und veräſtelt,
ermangeln. Dieſe leßteren bilden die Untergattung Epistylis, der unſere (S. 667) abgebildete Art, das ni>ende Glo>entierchen, angehört. Cs führt ſeinen Spezialnamen von der Eigentümlichkeit, daß es, erſ<hre>t oder geſtört, an der Übergangsſtelle vom Körper zum Stiel umkni>t. Die Kennzeichen der Glo>entierchen haben wir, außer in den berührten, in ihrem na>ten, vorn gewöhnlih ſchiefen Körper. Hier findet ſih entweder ein ſchief aufgeſezter Deel, unter deſſen hervorſtehendem Rande die Mundöffnung liegt, oder es iſt, wie bei Epistylis, eine förmlihe Ober- und Unterlippe mit Wimperbeſaß ausgebildet, zwiſchen denen der tief in den Leib hinabragende Mundtrichter beginnt. Dicht darunter ſieht man die kleine kontraktile Blaſe und dahinter eine einfache gekrümmte, bandförmige Drüſe, an Stelle der beiden elliptiſhen Kerne der Stylonychia. Über die Bildung der Epiſtylisbäumhen hat Stein folgendes beoba<htet. „Die Tiere eines Bäumchens und damit auch die Äſte desſelben vermehren ſi<h dur< Längsteilung