Charakterologie

34 Die dejtriptiven Charafterjchilderungen ohne Syjtemanjprucd

In der Mitte diejer jhematijchen Anordnung jteht die „Charaftereigenihaft „feit”. Sie ijt jchon an fi) jehr vieldeutig in ihrer Bilöbedeutung. Sie liegt auf vielen Perjpeftiven. Um jie herum jind vier „nähere” Bedeutungen gejchrieben: ficher, unbeeinflußbar, unerbittlih, energijh. Bei ihnen zeigt ji, daß fie wohl einander jehr ähnlich find, daß jie aber weder eine präzije identiihe Gemeinjamfeit umjcließen, noch einander in nicht gemeinjfamen Teilen deutlich abgrenzen. Es fann jemand „jicher“ jein und zugleidy „energijh”, Sicherheit braucht aber Energie durchaus nicht einzufchliegen. Und wenn wir nun nod zu diejen vier Bedeutungen von „feit“ je drei fonträre Gegenteile bilden (im Schema: der äußerjte Kreis), jo erhalten wir zwölf neue Charaftereigenjchaften, die nun überhaupt wie Kraut und Rüben durcheinanderjtehen. Wir haben im ganzen 17 Ausprägungsbilder des Charakters, die alle einander ähnlich jind, die aber in feinerlei genau faßbarem Derhältnis des Ein= oder Ausjchluljes, der Über- oder Unterordnung zueinander jtehen. Es jind 17 Typenbilder, in 17 Perjpeftiven eingefangen. Eine bejtimmte Ordnung ijt nicht möglid).

Auch dah „feit” in diefem Schema den Ausgangspunft bildet, ijt beliebig. „Seit“ it inhaltlich fein Stammbegtiff, der die anderen jchon in jicy entbielte. Jeder der anderen ließe ich vielmehr mit gleihem Recht als Stammbegriff, als Bedeutungs-Zentrum diejer 17 Charaftertypen aufitellen.

Dieje wiljenjchaftliche Unzulänglichkeit der Begriffe der Alltagscharafterologie darf aber nicht vergejjen laffen, da& wir alle, als Wiljenjchaftler wie als außerwilfenjchaftlihe „Menjchenfenner“, von diejen Gejtaltbildern ausgehen. Alles Charafterliche ijt uns zuerjt immer in jolhen ganzheitlihen Ausprägungstypen gegeben. Es gibt ji) gejtalthaft überhaupt nur in jolhen Typenperjpeftiven. Die Wijjenjchaft fannı nicht heraustreten aus diefer Perjpeftivität, fannı nicht auf die Bilder verzichten und den „Chatafter felbjt“ betrachten wollen. Wie die Alltagsdimenfionen: egoiltiidh altruiftijch, treu — untreu ujw. feine Typologien jind, jo werden Jich alle charakterologiichen Begriffe als Typenbegtiffe, als Ausprägungsgeitalten des Charakters auf bejtimmten Perjpeftivendimenjionen zeigen.

Nur durch diefe Buntheit der Perjpeftiven ijt es möglich, Charaktere zu bejchreiben. Dem Charafterologen ijt nicht erlaubt, was dem Naturwijjen= ihaftler erlaubt ijt: nur ganz bejtimmte Kategorien zuzulajjen und 3. B. die Erlebnis-Perjpeftiven mit ihrer jubjeftiven Dielfältigfeit und ärgerlichen Unordnung auszufchliegen. Denn Charakter gibt jicy geitalthaft nur im Erleben.

So führen uns diefe Typen der Alltagscharatterologie, die wir mibverjtändlich Charaktereigenjchaften nennen und nod mißverjtändlicher