Charakterologie

36 Die dejtriptiven Charafterjchilderungen ohne Syjtemanjprud)

Wenn er jid) niederjeßt, jchlägt er den Rod bis über die Knie zurüd, jo dak man die nadten Beine jieht.

Auf der Straße Tann nichts jonjt jeine Aufmerffamfeit oder Derwunderung erregen: wenn er aber einen Ochfen, Ejel oder Bod erblidt, jo bleibt er jtehen und jtiert ihm nad).

Kann er etwas aus der Speijefammer erwijchen, jo verjchlingt er es gierig und trintt ungemijchten Wein dazu.

Er madıt ji) heimlidy mit der Küchenmagd zu jchaffen und hilft ihr dann den Mehlbedarf für ji) und das ganze Hausgefinde mahlen.

Während er frühjtüdt, jchüttet er zugleih dem Dieh jein Sutter auf.

Klopft jemand an das Haustor, jo geht er jelbjt hin zu horchen; dann ruft er feinen Hund herbei, faßt ihn bei der Schnauze und jagt: „Der hier bewadht Hof, haus und was darinnen ijt.“

Befommt er von jemand Geld gezahlt, jo wirft er ein Stüd ums andere als zu abgegriffen zurüd und langt dafür felbjt nah einem neuen.

Hat er Pflug oder Gejchirr oder Senje oder Sad verliehen, jo fordert er es mitten in der Nadıt zurüd, wenn es ihm gerade in einer jchjlaflojen Stunde einfällt.

Geht er in die Stadt, jo fragt er den eriten Beiten, der ihm begegnet, was die Schafpelze und die Büdlinge fojten und ob man in der Stadt heute auch Neumond feiere? Dann wolle er fic} glei; drinnen rajieren lajjen und im Dorbeigehen von Ardias die Büdlinge mitnehmen.

Diele Dichter haben die Tendenz zur typijierenden Charaftergeitaltung. Sie liegt dann bejonders nahe, wenn zur dichterijhen Begabung ein Schuß fonjtruftiven Rationalismus hinzufommt. Die formbegabten Stansojen haben in Moliere vielleicht den ausgejprohenjten Typendichter der Welt: „Der“ Geizige, „die“ femmes savants, „der" Parvenü (Bourgeois gentilhomme), „der“ Huypochonder (eingebildete Kranke) ujw. jind Typen, bei denen deutlich die pjychologiiche Konzeption den Dorrang hat, wenn fie natürlicy ihren fünjtleriijhen Wert audy erjt dadurch erhalten, dak Schidjal, Handlung und Perjon eine Einheit bilden.

Nach Moliere ijt Shatejpeare zu nennen. Dod) tritt bier bereits eine deutliche Derjdhiebung ein vom Pfychologiihen zum Schidjalhaften. Am deutlichjten ijt vielleicht Hamlet ein Typ in dem Sinne, dab man 3. B. Mitmenjchen unjerer Zeit zuweilen als „Sälle“ diejes Typus anjpredhen fönnte. Doc; gibt Shafejpeare wie gejagt im allgemeinen mehr einen Scidjalstyp als einen Menjchentyp.

Bei Shafejpeare und vielen anderen Dichtern finden wir dann aud) eine andere Art Typen — etwa das, was man im Jargon eine „Type“ nennt. Salftaff ijt 3. B. jolch eine Type. Derartige Siguren taugen wohl dazu, jich über Charaktere zu verjtändigen, fie jagen aber nichts über das Al